Donnerstag 29. Jan
Für heute hatten wir uns einen Ruhetag vorgenommen. Da Silke mit Magenproblemen zu kämpfen hatte war dies auch sehr angebracht. Die Casa, in der wir untergekommen waren war schon sehr interessant. Cienfuego wurde erst 1819 von französischen Siedlern  gegründet und somit sind auch die Bauwerke entsprechend dem Frankreich der damaligen Zeit angelegt. Unsere Casa lag direkt am Prado, der Prachtstraße mit entsprechenden Kolonnaden. Das Zimmer hatte sicherlich eine Höhe von 4-5 Meter. Von der Dachterrasse des Hauses hatte man einen tollen Blick auf die Stadt und den nahen Hafen.
Heute hatten wir auch das erst mal eine Möglichkeit ins Internet zu gehen und die ersten Bilder und Texte online zu stellen. Internet funktioniert hier nur in ganz bestimmten Einrichtungen der kubanischen Telefongesellschaft. Man kauft sich die Zugangsdaten in entsprechenden Läden und wartet dann bis einer der Rechner - in unserem Fall war es ein Laden mit etwa 10 Rechnern – frei geworden ist. Dann kann man für eine Stunde zum Preis von 6 CUC ins Internet allerdings ist WLAN ein Fremdwort, man kann also nur mit den Rechnern der Gesellschaft ins Netz.
Am Nachmittag wanderten wir noch den Malecón, der der gleichnamigen Straße in Havanna nachempfunden ist.

Freitag 30.Jan
Für heute hatten wir uns Trinnidad als Ziel ausgewählt. Wir fuhren auf der ziemlich bergigen aber landschaftlich auch sehr interessanten „Circuito del Sur“ in Richtung Trinnidad. Am Ende hatten wir 90km auf der Uhr bei immerhin 700 Höhenmetern was in Anbetracht von Silkes Magenproblemen (sie hatte seit gestern kaum etwas gegessen) natürlich schon eine beachtliche Leistung war. Der Besitzer der letzten Case hatte uns eine Casa in Trinnidad empfohlen die wir dann auch ansteuerten.
 Auf dem Weg nach Trinnidad kamen uns Motorräder mit Licht entgegen. Wir haben hier schon jede Menge Motorräder, vor Allem zweitaktende MZ, (Trabies haben wir keine gesehen; war wohl doch keine Exportschlager) Jawa oder auch Uralgespanne gesehen aber die fuhren wenn mit Licht dann höchstens in der Nacht und das mit ziemlichen Tranfunzeln. Als die Motorräder näher kamen erkannten wir dass es deutsche BMW’s mit deutschen Kennzeichen waren. Die Fahrer grüßten ganz nach deutscher Sitte entgegenkommende mit Handzeichen, auch uns Fahrradfahrer. Motorräder mit nach Kuba nehmen ist sicherlich sehr interessant aber sicher auch sehr teuer. 
Das war schon ganz schön anstrengend in Trinnidad zu fahren da Trinnidad sehr bergig aber vor Allem bestanden die Straßen nur aus grobem Kopfsteinpflaster. Wir kamen dann bei den Schwiegereltern des Besitzers unter. Auch dort hatten wir wieder eine tolle Dachterrasse mit einem sehr schönen Ausblick auf die Stadt. Abends schlenderten wir durch die Stadt. In Trinnidad ist abends ziemlich was los. An jeder Straßenecke sind Musiker zu Gange und die Salsa- und Rumbaklänge sind überall zu hören. Die Stadt ist auch ziemlich in der Hand von Touristen die natürlich (ja wir sind ja auch welche) überall auffallen (wir hoffentlich nicht). Wir gönnten uns den ein oder anderen Mochito und fielen dann wieder recht bald ins Bett was nach dem anstrengenden Trip auch nur verständlich ist.

Samstag 31. Jan
Da heute wieder ein Ruhetag angesagt ist sahen wir uns Trinnidad zu Fuß an. Interessant hier ist dass man kaum ein paar Meter von den „schönen“ Seiten schnell das ursprüngliche Trinnidad erreicht. Man könnte meinen die Zeit ist hier stehen geblieben. Kinder spielen mit Murmeln oder mit selbst gebauten Baseballschlägern das Ganze natürlich barfuß. Die brauchen keine Playstation und sehen sehr glücklich aus. Genauso wie ihre Eltern, die zwar sicherlich sehr arm sind aber, zumindest kam uns das immer so vor sehr glücklich und auch sehr stolz sind. Man biegt um eine Ecke und ein Goucho auf seinem Pferd kommt einem entgegen, oder ein Ochsenkarren, oder ein Pferdefuhrwerk.

Sonntag 1. Feb
Wir mussten heute morgen in die Casa ihres Schwiegersohnes umziehen da ihr Zimmer schon reserviert war. Nach dem Frühstück fuhren wir in diese Case, brachten dort unser Gepäck auf’s Zimmer und fuhren dann in das „Valle de los Inhenious“. Trinnidad verdankt seinen Reichtum von eben diesem Tal in dem früher jede Menge Zuckerrohr angebaut und verarbeitet wurde. Wir wollten dort eine alte Plantage besichtigen aber wir waren nicht die ersten. Als wir die Plantage anfuhren waren dort schon mindestens 15 Busse mit den zugehörigen Touristen. Wir suchten deswegen schnell das Weite und fuhren wieder zurück nach Trinnidad und von dort in eine vorgelagerte Halbinsel in der es ein paar all inclusive Resorts gibt. Auch soll es den schönsten Strand an der Südküste (deswegen wohl auch die vielen Resorts) geben. Der Strand war wirklich sehr schön aber die Anlagen „störten“ schon mächtig. Wie mag dies wohl in Varadero aussehen? Baden war auch nicht so wirklich da das Wasser nicht besonders warm war. Nach einer Stunde fuhren wir wieder nach Trinnidad, immer an der Küste entlang.

Montag 2. Feb
Heute fuhren wir in Richtung Sancti Spiritus was heißt dass wir zumindest die ersten 20km schon von gestern her kannten also recht schnell durchfuhren. Gegen Mittag erreichten wir dann Sancti Spiritus und nach einer „kleinen“ Irrfahrt durch die schmalen Gassen der Stadt fanden wir dann auch unsere Casa, die unser letzter Vermieter für uns telefonisch vorgebucht hatte. Nach der obligatorischen Dusche, dem Waschen unserer Klamotten (endlich wieder mal heißes Wasser nicht nur in der Dusche) schlenderten wir noch durch die Stadt die im Übrigen sehr schön ist. Pina Colada für 5 Pesos hatte auch was. Morgen geht es wieder früh raus denn es stehen ca. 95km an.

Dienstag 3. Feb
Die heutigen 95km hatten es schon ganz schön in sich aber es sollte noch dicker kommen. Morgens als wir los fuhren kamen uns Kubaner entgegen die Handschuhe trugen. Ist halt alles ein Frage der Relation. Wir sind diese Temperaturen einfach nicht gewohnt und sind mit T-Shirt und kurzer Radlerhose schon mächtig am schwitzen. Als wir in Diego de Avila ankamen fanden wir auch einigermaßen schnell unsere Unterkunft, die unser Vermieter schon telefonisch vorgebucht hatte. Das hat sich bisher sehr gut bewährt denn kaum hatten wir unser Zimmer belegt kam auch schon ein anderer Radfahrer und fragte nach einem Zimmer. Apropos Radfahrer. Wir haben hier in Kuba schon eine Menge Radfahrer getroffen. Unterschiedlichster Nationalität. Ein Australier mit seiner französischen Freundin, ein englisches Paar bestimmt so um die 70, vier Belgier, zwei Holländer bestimmt auch schon weit über 70, zwei Spanierinnen um die 20, ein deutsch-amerikanisches Paar mit zwei Kindern im Alter von 1 und 3 Jahren die die Kinder im Anhänger transportierten.

Mittwoch 4. Feb
Die heutige Etappe hatte es ganz schön in sich. Wir starteten zwar schon noch vor 7 Uhr aber wir hatten auch ein paar km bis nach Camaguey zu fahren. Die Gegend war sehr flach und sehr weiträumig. Jede Menge Weideland und dazwischen riesige Zuckerrohrfelder. Es ging endlos gerade aus, bestimmt 50 km ohne eine Kurve, der Wind, der gegen Mittag heftiger wurde immer von vorn. Wir waren ganz schön fertig zumal auch die Sonne erbärmlich vom Himmel brannte. Schließlich erreichten wir gegen 16 Uhr die Provinzhauptstadt, fanden dort eine Casa und fielen nach dem Essen im Bett sofort in einen Tiefschlaf um erst am anderen Morgen wieder aufzuwachen. Immerhin sind wir heute wieder mal mehr als 100 km geradelt und das bei diesen Bedingungen.

Donnerstag 5. Feb
Der Wind war heute nicht ganz so heftig und auch die angepeilten Kilometer hielten sich in Grenzen. Nach etwas mehr als 80 km erreichten wir wieder eine tel. vorgebuchte Casa mit einem schönen Balkon.

Freitag 6.Feb
In Las Terrazzas angekommen fuhren wir gleich am Rodeostadion vorbei. Las Terrazzas ist berühmt für seine Rodes. Leider finden diese nur im Dezember und Mai statt. Pech gehabt. Auch war unsere Casa etwas weit vom Zentrum so dass wir mit dem Rad ins Zentrum fuhren und uns dort umschauten. Abends saßen wir noch auf der Dachterrasse der Casa und genossen den Abend.

Samstag 7. Febr
In der Nacht hatte es geregnet und auch morgens war Regenkleidung angesagt. Wir wollten heute Abend nach Bayamo, das für die jeden Samstag stattfindenden Straßenfeste berühmt ist. Durch den Regen und die damit „kühleren“ Temperaturen kamen wir ganz gut voran. Mussten zwar ab und an noch die Regenklamotten an und dann wieder ausziehen aber insgesamt ging es ganz gut voran. Gegen Mittag erreichten wir Bayamo und nach der obligatorischen Dusche gingen wir in die Stadt. Die Info mit den Straßenfesten war leider ein Irrtum oder zumindest finden diese Dinge nur während Allerdings gab es doch noch einige Musikeinlagen. Um den zentralen Platz hatten sich mehrere Gruppen postiert die dann abwechselnd unterschiedlichste Musik spielten. Das war schon sehr beeindruckend wie vor Allem auch schon die Kinder, und davon gab es gleich zwei Darbietungen bei der Sache sind.

Sonntag 8. Feb
Von Bayamo fuhren wir Richtung Meer nach Manzanillo. Die Stadt bot nicht allzu viel. Wir wurden aber von einem Kubaner am Ortseingang „abgefangen“ der hervorragend Deutsch sprach. Da er auch in der Tourismusbranche tätig ist erhofften wir von ihm einige Informationen über die bevorstehenden Etappen. Wir wollen an der Küste entlang nach Santiago de Cuba fahren. Diese ca. 200km sollen wohl sehr schön sein. Auch ist dort nicht viel mit Autoverkehr zu rechnen da die Straße durch einen Hurrikan sehr zerstört sein soll. Auch sind auf dieser Strecke keine Übernachtungsmöglichkeiten im Lonely Planet verzeichnet so dass wir auch diesbezüglich Infos erhoffen. Wir lassen uns mal überraschen.
Eugen kam dann auch, für Kubaner eher untypisch recht pünktlich wieder in unsere Casa und wir fuhren dann zusammen zum Essen. Er erzählte sehr viel über Kuba und wir erfuhren auch recht viel über das Leben der Kubaner. Wie wir schon mehrfach hörten verdienen die Kubaner um die 20 CUC (das entspricht etwa 18€) pro Monat wohlgemerkt. Auf Lebensmittelmarken bekommen sie pro Monat vom Staat 5 Eier, 0.5kg Mehl um nur ein Beispiel zu geben. Die zugeteilten Lebensmittel reichen, so Eugen meist nur für eine Woche.
Die Betreiber der Casas bezahlen pro Zimmer im Monat 200 CUC Steuern so dass sie also mindestens 10 Übernachtungen brauchen damit sie dann etwas verdienen. Deswegen sind sie auch sehr daran interessiert Essen und Frühstück, das dann quasi in die eigene Tasche geht anzubieten. Im Übrigen haben wir in den Casas bisher immer am Besten gegessen.
Es war schon sehr interessant was Eugen zu berichten hatte. Sicherlich war das die Meinung eines Einzelnen aber wenn auch nur ein bisschen Wahrheit dahinter steckt dann sieht man Kuba auch einmal von der anderen Seite. Er erzählte uns beispielsweise dass sein Vater, ein Kardiologe 18 CUC im Monat verdiente.
Jetzt kann man auch die jinetro (Schlepper) verstehen die einen gerne in eine Casa bringen und vom Besitzer für ihre Dienst dann entsprechend 5 CUC bekommen, was quasi dem Wochenverdienst eines Kubaners entspricht.
Eugen wollte uns am anderen Tag noch zum Büro der Einwanderungsbehörde bringen in der wir unser Visa verlängern lassen können. Normalerweise bekommt man in Deutschland ein Visa für 30 Tage, das man im Lande dann um weitere 30 Tage verlängern lassen kann. Natürlich ist dies immer mit Kosten verbunden so kostete uns das erste Visa in Deutschland 50€ pro Person. Die Verlängerung kostete dann weitere 25 CUC pro Person. Eigentlich wollten wir die Verlängerung in Santiago de Cuba beantragen aber auf diese Weise konnten wir die kommenden Strecke an der Küste ohne Druck angehen was später auch noch von Vorteil für uns werden sollte.

Montag 9. Feb
Am Morgen holte uns Eugen von der Casa ab und wir fuhren gemeinsam zu dem besagten Amt. Hier erwiesen sich die Sprach- und Mentalitätskenntnisse der Kubaner von Eugen natürlich von großem Vorteil. Silke ging mit ihm ins Amt und Eugen beschleunigte das Verfahren indem er gezielt (oder soll ich sagen er hat sich ein wenig vorgedrängelt) auf die entsprechende Person zuging. Dort wurden dann Formulare ausgefüllt, die dann wohl später am einzigen PC des Büros in den Computer übertragen wurden. Nach etwa einer halben Stunde war die ganze Sache erledigt und wir konnten uns auf den Weg machen nicht bevor wir Eugen noch einen USB-Stick schenkten der hier in Kuba sehr schwer oder zumindest sehr teuer zu bekommen ist.
Nachdem wir nun schon seit zwei Tagen in der Provinz Granma unterwegs waren möchte ich an dieser Stelle wieder einen kleinen Exkurs in die Geschichte von Kuba geben.


Mit der Granma (einer alten Jacht) landete Fidel Castro zusammen mit 81 Sinnesgenossen im Dezember 1956 eben in dieser Region um den Diktator Batista zu entmachten (übrigens sein zweiter Versuch).
Zuvor, im Juni 1952 sollten die ersten freien Wahlen in Kuba stattfinden an der auch Fidel Castro als Präsident kandidieren wollte. Drei Monat vor dieser Wahl putschte Batista ein zweites mal mit Hilfe der amerikanischen Mafia gegen den ebenfalls korrupten Präsidenten San Martin und hob die Wahl damit  auf nachdem die USA schon zwei Wochen danach die Putschisten und damit Batista als legitime Regierung anerkannte.
Am 26. Juli 1953 versuchte Fidel Castro zusammen mit seinem Bruder Raúl und 119 Sinnesgenossen die Moncada Kaserne in Santiago de Cuba zu stürmen. Dieser Versuch war jedoch sehr dilettantisch (zum Beispiel war nur einer der Rebellen aus Santiago und kannte sich dort einigermaßen aus) vorbereitet und kostete 64 Rebellen das Leben. Castro und einige Rebellen konnten in die nahen Berge fliehen wurden aber nach ein paar Tagen gefangen genommen. Bald verbreitete sich die Gefangenname von Fidel im ganzen Land und unter großem Medienrummel wurde ihm der Prozess gemacht. Fidel Castro, selbst Rechtsanwalt und ein begnadeter Redner verteidigte sich bei diesem Prozess selbst. Er wurde zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt und auf die Insel: „Isla de Juventud“ verbannt. Bei der Urteilsverkündung sagte er: „Die Geschichte wird mich freisprechen“.
Im Februar 1955 wurde Batista in Wahlen, die allgemein als gefälscht angesehen wurden erneut zum Präsidenten gewählt. Um sich bei der Opposition einzuschmeicheln stimmte er einer Amnestie der Rebellen um Fidel Castro zu. Fidel Castro floh ins Exil nach Mexiko. Im dortigen Exil gewann er auch für die Sache Leute wie den Arzt „Che“ Guevara. Auf der Flucht vor der mexikanischen Polizei schifften sie sich im November 1956 auf der alten und überladenen Jacht Granma (die im Übrigen in Havanna im „Musoe der Revolution“ ausgestellt ist) ein und landete am 2. Dezember nach sieben schrecklichen Tagen auf See an der Küste bei Playa los Colorades. Dort wurden sie schnell von Batistas Truppen entdeckt und vernichtend geschlagen. Nur 12 der Rebellen gelang die Flucht. Unter anderem versteckte sich Fidel Castro mit zwei seiner Kumpanen vier Tage in einem Zuckerrohrfeld. Mit Hilfe von sympathisierenden Bauern gelang es sich in der sehr schwer zugänglichen Sierra Maestre zu vereinigen und dort mehr als zwei Jahre im Untergrund eine „neue“ Rebellion vorzubereiten. Nach einigen kleineren aber wichtigen Siegen gegen die Armee Batista zogen Fidel Castro und Che im Neujahrsabend 1958 in Havanna ein. Am 1. Januar 1959 verkündigte Fidel den Sieg über Batista, der am Neujahrsmorgen in einem Privatflugzeug in die Dominikanische Republik floh.
Kubas Geschichte seit der Revolution ähnelt einem Kamp David gegen Goliath. Immer wieder kam es zu Konflikten und über allem schwebte das Handelsembargo (das bis heute noch immer anhält) der USA. In den ersten 30 Jahren war Kuba ein treuer Handelspartner der Sowjetunion aber nach deren Zusammenbruch 1989 stand Kuba allein da. Eine Zeit der „Sonderperiode“ folgte in der das Bruttoinlandsprodukt Kubas auf die Hälfte sank. Während dieser Zeit sank das durchschnittliche Gewicht eines Kubaners um ein Drittel.
Immerhin aber war Kuba zum ersten Mal in seiner Geschichte ganz auf sich allein gestellt und frei von ausländischen Einflüssen.

 

Mittwoch 11. Feb
Nachdem wir vorgestern schon bei der Fahrt nach Pilon die Regenklamotten mehrmals aus- und wieder anziehen mussten hatte es in der Nacht sehr stark geregnet. Als der Regen morgens immer noch anhielt entschlossen wir uns einen Ruhetag einzulegen zumal die kommende Strecke laut Reiseführer zu den schönsten Fahrradstrecken Kubas zählen sollte fiel uns diese Entscheidung nicht schwer. Im nachhinein betrachtet war diese Entscheidung goldrichtig.
Nach dem frühen Start, immerhin wussten wir das wir heute wieder richtig viele Kilometer vor uns hatten ging es auf die Küstenstraße in Richtung Santiago de Cuba. Die Küstenstraße wurde durch mehrere Hurrikans in den letzten Jahren sehr stark in Mitleidenschaft gezogen so dass sie mit „normalen“ Autos nicht befahrbar sein soll. So jedenfalls der Hinweis im Lonely Planet. Die Fahrt war wirklich sehr sehr schön. Da natürlich kein, oder zumindest kaum Autoverkehr herrschte war es sehr entspannend mal wieder nicht von hupenden und stinkenden Lastwagen überholt zu werden. Die Landschaft war einmalig. Rechts das Meer und links die rauen Berge der Sierra Maestre. Es gab einige Streckenabschnitte die es in sich hatten aber durchaus auch mit einem „normalen“ PKW ohne Allrad zu meistern sind. Also, wer einmal in dieser Gegend sein sollte diese ca. 160 km nicht versäumen. Unser Ziel war Chivirico das ca. 60 km westlich von Santiago liegt. Von entgegenkommenden Radfahrern hörten wir von einer Casa in Chivirico. Als wir nach 120 km und mehr als 800 Höhenmetern vor dieser Casa standen war diese natürlich schon von einem belgischen Radfahrerpaar belegt. Kein Wunder, kamen die Beiden ja aus Santiago und waren natürlich schon viel früher vor Ort. Aber die Beiden gaben uns den Tipp dass es ca. 2 km in Richtung Santiago auf einer vorgelagerten Insel angeblich eine Unterkunft geben sollte. Es war mittlerweile schon 17:00 Uhr so dass wir uns diese vermutlich einzige Möglichkeit natürlich nicht unversucht lassen sollten. Nach ca. 2km kam eine kleine Insel in Sicht und auch eine Anlegestelle mit einem entsprechenden Hinweis auf ein Restaurant und eine Übernachtungsmöglichkeit. Die Insel war ca. 200m vom Ufer entfernt und wir konnten Leute in einem Haus auf der Insel erkennen. Nachdem wir durch Pfeifen und Winken  auf uns aufmerksam gemacht haben erschien ein Mann und winkte uns zu. Er stieg dann in ein Tretboot, ja richtig gelesen in ein Tretboot und kam zu uns an den Anleger. Das Zimmer sollte 26 CUC incl. Frühstück kosten und war zu unserem Glück auch nicht belegt. Aber wie sollten wir dort hinkommen. Das ist für Kubaner alles kein Problem. Unsere Fahrräder wurden (beide) auf das Tretboot verladen. (Ich sicherte es vorsichtshalber mit einem mitgebrachten Spanngurt) und dann ging es zu dritt rüber auf die Insel. Nachdem ich schon 120 km in den Beinen hatte fiel das Treten, vor Allem weil die Ergonomie auf dem Boot überhaupt nicht stimmte natürlich sehr schwer. Wir erreichten dann aber die Insel und bezogen unser Zimmer. Die Insel „Cayo Damas“ war vor der Revolution in Besitz der Familie Bacardi, die in Santiago de Cube durch Rum zu sehr großem Reichtum gelangte. Nach der Revolution war auf dieser Insel ein Ableger der Universität (Meeresbiologen) untergebracht. Heute steht dort eben ein kleines Restaurant mit zwei Zimmern. Durch Hurrikan Sandy und einigen davor wurde die Insel, oder was darauf gebaut war ziemlich in Mitleidenschaft gezogen aber immer wieder liebevoll aufgebaut.
Wir aßen super gute Garnelen und genossen den Sonnenuntergang. Dass wir hier noch einen zusätzlichen Ruhetag einlegen wollten war in Anbetracht dieser wirklich tollen Umgebung natürlich sehr schnell entschieden. Die Insel ist übrigens wirklich eher ein Inselchen, ca. 400 m lang und ca. 100m Breit aber sie gehörte, zumindest in der Nacht nur uns Beiden und Jose, der auf uns und die Insel aufpasste.

 Freitag 13. Feb

Wir kamen heute nicht so richtig früh los nachdem unser neuer „Aufpasser“ etwas langsam war mit dem Frühstück. Um kurz nach 8 Uhr ging es dann doch nach der wieder interessanten Überfahrt los. Wir trafen auf der Fahrt nach Santiago das australisch-französische Paar, welches wir schon in der Schweinebucht kennen gelernt haben wieder und konnten so, nachdem sie uns ja entgegen kamen entsprechende Infos über Casas austauschen. Das klappt hier immer super gut. In Santiago hatten wir dann doch fast unsere ersten 2000km voll. Es fehlen „nur“ noch 20 km.