Premiere, unsere erste Nacht in Polizeigewahrsam
aber der Reihe nach.
Sonntag (29.3.) früh bot uns David, unser Warmshower Gastgeber an uns an den Kraterrand mit seinem Pickup zu fahren. El Vaille liegt nämlich am Fuße eines erloschenen Vulkans auf etwa 600m. Der Kraterrand ist aber ca. 800 m hoch und speziell die Straße, die wir fahren wollten war ähnlich der nach San Blas also sehr steil. Wir verluden die Fahrräder, was alles ganz easy da Pickup war. Dann ging es hoch an den Kraterrand. David hatte nicht zu viel versprochen, es wäre der reinste Horrortrip in aller Frühe gewesen. Als wir oben ankamen verabschiedeten wir uns herzlich von David und bedankten uns für die super nette Gastfreundschaft.
Jetzt lagen 800 m mühsam erkämpfter (natürlich abzüglich der 200 m mit dem Pickup) Höhenmeter aber dieses mal abwärts vor uns. Es ging recht flott zur Sache aber auch ab und zu wieder bergauf. Immerhin hatten wir nach etwa einer Stunde als wir „unten“ ankamen doch 300 Höhenmeter überwinden aber die gingen ganz locker. Nach einem stärkenden Kaffee ging es auf unserer sehr beliebten Panamerikana in grober Richtung Westen. Der Verkehr war zwar etwas geringer (vielleicht weil Sonntag war) aber trotzdem macht die Panamerikana mit dem Fahrrad keine Laune. Hinzu kam dass wir Richtung Penomene doch sehr mit dem Gegenwind (ich weiß, der Wind kommt immer von vorn) zu kämpfen hatten. Übrigens kam das ein paar Tage später noch viel viel dicker (siehe Fahrt nach Buquete. Als wir gegen Mittag endlich Penomene erreichten entschlossen wir uns in Anbetracht der doch sehr trostlosen Stadt und wissend dass wir jetzt vielleicht Rückenwind bekommen weiter bis Aguadulce zu fahren. Nach ein paar km kam dann endlich der ersehnte Rückenwind und es ging recht flott vorwärts. Gegen Abend erreichten wir Aguadulce, fanden ein kleines Hostel und konnten auch recht gut beim Chinesen gleich nebenan zu Abend essen.
Recht früh am Morgen ging es dann weiter in Richtung Santiago. Wir kamen recht gut voran vor Allem weil es morgens doch noch kühler war. Schon um 9:30 waren wir nach knapp 60 km in Santiago. Dort entschlossen wir uns wegen der doch recht frühen Zeit weiter zu fahren. Das war allerdings ein großer Fehler der uns dann schließlich die Nacht bei der Polizei einbrachte. Wir fuhren also los und kurz hinter Santiago fing das Elend an. Ab Santiago bis nach David, das sind gut und gerne 200 km wird die Panamerikana vierspurig ausgebaut. Das heißt es lagen 200km Baustelle vor uns. Ab und zu konnten wir auf der frisch geteerten Straße ganz ohne Autoverkehr fahren. Das war natürlich sehr entspannend aber auf den ganzen 200 km kam dies etwa nur für 20 – 30 km vor. Gegen Mittag machten wir an einem schattigen Platz eine längere Rast und Silke bereitete leckeren frischen Salat zu. Nach etwa einer Stunde ging es weiter. Kurz vorher machten wir noch eine kleine technische Pause bei zwei Polizisten auf Motorrädern. Übrigens fährt die ganze Panamaische Polizei mit Suzuki DL 650 oder DR 650. Wir machten also bei diesen zwei Polizisten Pause und fragten wo denn auf den nächsten paar km eine Übernachtungsmöglichkeit käme. Sie meinten – und jetzt kommt die Auflösung mit dem Polizeigewahrsam – dass es wohl bis Tole, also die nächsten 80 km keine Übernachtungsmöglichkeit gäbe. Jetzt war guter Rat teuer. Sie meinten aber dass es in einem Ort namens Las Ruicos eine Polizeistation gibt bei der man jederzeit sein Zelt aufbauen könne um dort zu übernachten. Nach einem Blick auf unsere Karte meinte der Polizist dass es etwa 25 km bis dorthin wären. Da hatte er sich aber ordentlich geirrt, sehr zu unserem Nachteil. Vermutlich wusste er nicht genau wo wir bzw. er im Moment wäre. Nun gut, wir planten also die 25 km ein und fuhren dann weiter. Nach etwa 30 km fragten wir in einem kleinen Supermarkt nach diesem Ort und dort erklärte man uns dass es bis zu dieser Polizeistation noch 35 km seien. Der Supermarktbesitzer hatte leider recht. Wir fuhren also nicht 25 km sondern sicherlich mehr als 60 km von der Begegnung mit den Polizisten und der besagten Polizeistation. Die Sonne brannte ordentlich vom Himmel und es war sehr mühsam weiterzukommen. Gegen 16:00 Uhr hielten wir einen vorbeifahrenden Pickup an und fragten ob er uns bis zu dieser Polizeistation mitnehmen könnte. Kein Problem und wir verluden die Fahrräder und das Gepäck. Es stellte sich allerdings heraus dass wir keinen Platz in der Fahrerkabine hatten und so fuhren wir auf der Pritsche, neben und zwischen unserem Gepäck. Nach etwa 10 km hielt er plötzlich an und wir mussten aussteigen. Grund war ein Polizist an einer Baustelle und der Fahrer hatte wohl Angst mit seiner Ladung an diesem Polzisten vorbei zu fahren. Nun kein Problem wir waren auch über die 10 km froh. Allerdings wären die nächsten 10 km bis zur Polizeistation wesentlich besser für uns gewesen. Es ging nämlich stetig bergan. Nach knapp 10 km und ca. 300 Höhenmeter hatten wir den Gipfel (im wahrsten Sinne des Wortes) unserer heutigen Tour erreicht. Von nun an ging es bergab. Aber nur sehr kurz denn nach etwa 500 m hatten wir die Polizeistation erreicht – Hochsicherheitstrakt, Natostacheldraht und und). Wir fragten nach der Übernachtungsmöglichkeit und die Polizisten hatten überhaupt kein Problem damit. Wir könnten unser Zelt aufbauen wo immer wir wollten. Gesagt getan und nach ein paar Minuten stand unsere Behausung. Silke fragte nach einer Toilette und evtl. nach einer Dusche und kam mit der Info zurück dass die Chefin beschlossen hat dass wir nicht im Zelt schlafen sollen. Wir bekamen ein Zimmer mit zwei Betten und Dusche zugewiesen, übrigens gleich neben der Arrestzelle. Also Zelt zusammengebaut und alles wieder verstaut. Unsere Schlafsäcke auf die Betten und dann auf der anderen Straßenseite einen kleinen Supermarkt „erstürmt“ um noch eine Kleinigkeit zu essen. Es gab Baguettes mit Tunfisch, Zwiebel und Mayonnaise. Das schmeckte absolut hervorragend obwohl wir wahrscheinlich nach dieser 120km Tour alles hervorragend gefunden hätten. Nein es war wirklich super lecker. Die Nacht war ganz angenehm in solch einem sicheren Ort und morgens ging es dann recht früh wieder weiter. Gleich nach etwa einem km fanden wir einen kleinen Stand an dem wir frühstücken konnten. Prima der Tag fing also gut an.
Unser heutiges Ziel lag etwa 70 km von dieser Stelle entfernt direkt am Meer. Wir wollten uns ein paar Tage am angeblich schönsten Strand am Pazifik gönnen. Die letzten 15 km ging es von der Panamerikana ab in Richtung Strand. Laut Navi wäre dies eine Kreisstraße gewesen, aber nur laut Navi. Es war eine recht holperige Kiesstraße die zu Allem Überfluss auch noch von den Baufahrzeugen befahren wurde. Um die Straße staubfrei zu halten wurde sie ordentlich gewässert. Nach etwa 3km hatten wir eine recht abenteuerlich aussehende Brücke über einen Fluss erreicht die verständlicherweise für alle Fahrzeuge gesperrt war. Wir konnten mit den Rädern allerdings passieren und nachdem unsere Räder nach den letzten Schlammkilometer ordentliche eingesaut waren konnten wir diese in dem Fluss vom groben Dreck befreien. Nach weiteren 2 km auf dem Kiesweg erreichten wir wieder Teer und die letzten 8 km bis zum Strand waren eine reine Freude zumal es auch noch bergab ging. Gegen Mittag erreichten wir Plaja Las Layas und nach einigem hin und herfahren fanden wir ein Restaurant bei dem wir für 5$ das Zelt aufbauen dürften. Wir fanden einen recht schattigen Platz und bauten unser Zelt auf. Leider war die Dusche und die Toilette, na sagen wir mal nicht so ganz europäischer Standard um nicht zu sagen unter aller Sau. Aber was soll’s, der Strand und vor Allem das Wasser waren super toll. Der Reiseführer hatte nicht zu viel versprochen. Auch war das Essen in dem Restaurant wirklich absolut super. Selten so gute Steaks gegessen.
Wir verbrachten zwei Tage mit faulenzen, baden im etwa 28° warmen Pazifik und lesen. Nach zwei Nächten ging es weiter. Noch in der Nacht, also mit Licht am Rad ging es los. Ich erwähne dies weil wir an diesem Tag unsere zweite Premiere hatten. Wir starteten nämlich mit Licht und endeten schließlich am Abend mit Licht, saßen also von morgens 6:00 Uhr bis Abends 19:30 Uhr auf den Rädern. Aber wieder mal der Reihe nach.
Es ging recht gut los und nach etwa 70 km erreichten wir unser geplantes Ziel in Chiviriqui. Leider stellte es sich heraus dass es hier keine Übernachtungsmöglichkeit gäbe und so fuhren wir in Richtung Boquete, welches wir am nächsten Tag erreichen wollten. Es war wieder unangenehm heiß und nach etwa 15 km kamen wir in einen Ort namens Gualaca. Zuerst wollten wir dort evtl. übernachten und am anderen Tag mit einem Pickup nach Boquete zu fahren. Boquete liegt auf etwa 800m und es soll dort sehr schön sein, das ganze Jahr Frühling bei etwa 25°. Als wir also in Gualaca ankamen fragte ich einen Mann, der an seinem Pickup (es war mal einer und sollte auch wieder einer werden aber der Pickup bestand ab der Fahrerkabine nur aus dem Fahrzeugrahmen. Ich erwähne dies deshalb weil es sich herausstellen sollte dass wir mit diesem Fahrzeug in Richtung Boquete bald aufbrechen sollten. Wir fragten also diesen „Edelschrauber“ nach einem Taxi in Richtung Boquete. Er sagte dass er sich gerne darum kümmern wolle. Er fuhr mit seinem „Pickup“ in die Stadt und in der Zwischenzeit kam ein Pickup-Taxi vorbei. Wir fragten nach dem Preis für die Fahrt nach Boquete (etwa 40 km) und wir bekamen zur Antwort dass er uns für 60$ dorthin bringen könne. Natürlich lehnten wir dankend ab. In der Zwischenzeit kam „unser“ Pickupfahrer zurück und er meinte dass er kein Taxi aufgetrieben habe aber uns mit seinem Pickup nach Boquete bringen könnten. Das Ganze sollte uns 15$ kosten was natürlich eine Ansage war. Da brauchten wir nicht lange zu überlegen, problematisch wäre nur das Verladen der Räder. Er meinte dass dies kein Problem sei denn wir können die Räder ja auf den vorhandenen Rahmen schnallen. Also Packtaschen soweit wie nötig abgenommen und als Polster zwischen die Räder gelegt. Ich hatte einen Spanngurt dabei und so verzurrte ich die beiden Räder so gut es eben ging damit. Der Fahrer brachte noch einen recht altertümlichen Strick daher mit dem ich dem Ganzen den letzten „Schliff“ gab. Es sollte halten. Dann ging es los nicht bevor noch vorher ein Freund des Fahrers auf dem nicht vorhandenen Rücksitz Platz nahm. Ich hätte dort nicht sitzen können. Silke und ich nahmen dann auf dem Beifahrersitz (wohlgemerkt einem Sitz) Platz und die Fahrt ging los. Die Landschaft durch die wir fuhren war richtig schön. Je höher wir kamen desto grüner wurde alles. Nach etwa 30 km hielt der Fahrer an und meinte wir wären jetzt in Boquete bzw. kurz davor. Wir müssten „nur“ noch rechts der Hauptstraße folgen. Wir luden ab und verabschiedeten uns von den beiden Fahrern. Ein Blick auf das Navi zeigte uns dass wir noch etwa 13 km von unserem Ziel entfernt seien. Also los. Wir starteten von etwa 650 Höhenmetern und es ging ständig bergauf. Nach etwa einem km wurde der Wind, der uns entgegen blies immer kräftiger. Es ging soweit dass wir, obwohl die Straße nicht sehr steil war das Fahrrad schieben mussten. Ja sogar auf manchmal fast ebener Strecke. Sicher, wir hatten schon 120km und etwa 1300 Höhenmeter in den Beinen aber solch einen Gegenwind haben wir noch nicht erlebt. Nach etwa 11 km und auf einer Höhe von 1100 Metern ging es endlich bergab. Inzwischen wurde es schon dunkel und wir mussten mit Licht fahren. Um etwa 19:30 kamen wir endlich in Boquete an nur um festzustellen, dass hier ganz schön viel los war und die Unterkünfte wegen Ostern ebenso ziemlich ausgebucht waren. Im Hostel Mamallena war zumindest bis Montag alles ausgebucht. An der Rezeption verweis man uns aber an ein anderes Hostel (Refugio del Rio) an dem es Campingmöglichkeit geben sollte. Also los aber das Hostel hatte sich ganz schön versteckt bzw. war natürlich in der Dunkelheit sehr schwer zu finden. Irgendwann kamen wir doch an und bekamen dort ein Zelt zugewiesen mit Matratze und Decken. Die Duschen waren super gut und vor Allem gab es dort warmes Wasser. Duschen hatten wir nach den letzten Tagen und Nächten natürlich sehr nötig. Nach einem kühlen Bier ging es dann auch gleich sehr schnell ins Bett. Na und WIFI haben die hier auch so dass ich wieder mal diesen Bericht hochladen kann. Nachdem wir heute auch erfahren haben dass in Deutschland das Osterwetter nicht ganz so rosig ist werden wir die 38°C die wir gestern auf Meereshöhe hatten doch ganz anders sehen.