Kambodscha

Die Einreise nach Kambodscha (unsere erste) war recht problemlos. Im Vorfeld hörten wir immer wieder wie korrupt die Grenzbeamten beim Ausstellen des Visum sind. Da wir schon mal die Körpertemperatur wegen angeblicher Vogelgrippe gemessen und dafür gleich mal 3$ verlangt. Aber nichts davon. Wir bekamen das Visum für 35$. Dann nochmal die Einreiseformalitäten ausfüllen, dann jede Menge Stempel in den Reisepass und ab gehts nach Kambodscha. Wie schon die Tage vorher hatten wir mal wieder richtig Gegenwind. Der Wind kam aus dem Nordwesten und im Nachhinein betrachtet brachte er das Wetter, das wir die nächsten Tage haben sollten. Die erste Nacht verbrachten wir in Kampot das für den kambodschanischen Pfeffer berühmt ist. Die erste ATM wurde natürlich gleich angesteuert und brachte die nächste Überraschung. Obwohl man angeben konnte ob man Riel (die kambodschanische Währung) oder Dollar will versagte die Sache immer wieder bei der Auswahl Riel. Erst der zweite Automat gab uns Geld in der Landeswährung. Hierzu muss man allerdings sagen dass es in Kambodscha zwei Währungen nebeneinander gibt. Überall kann man, oder soll man mit Dollar bezahlen. Meist bekommt man das Wechselgeld in Riel zurück.

Der nächste Tag fing zwar recht gut an aber am Nachmittag fuhren wir in ein ordentliches Gewitter. Ziemlich durchnässt fanden wir eine nette Unterkunft aber unsere Sachen konnten wir bei der hohen Luftfeuchtigkeit kaum trocken bekommen. Es regnete die ganze Nacht und er Fluß, der neben der Unterkunft am Tag zuvor noch recht gemächlich dahin floss war am anderen Tag ein reißender Strom. Wir saßen den ersten größeren Regenguss am nächsten Morgen noch in einem kleinen Restaurant beim Frühstück aus aber irgendwann ging es für uns dann doch weiter. Es regnet zwar nicht mehr so stark aber es hörte auch nicht auf. Nachdem der Regen immer stärker wurde entschlossen wir uns einen Minibus anzuhalten der uns bis an die thailändische Grenze bringen sollte. Nach ein paar Minuten mit Daumen raus während dem radelns hielt ein Minibus an und wir konnten, nachdem wir die Räder aufs Dach verstaut hatten Platz nehmen. Der Bus war proppenvoll mit allem Möglichen Geraffel und natürlich noch Leuten. Wir nahmen Platz auf dem Sitzbrett (ja genau so eines war dies) zusammen mit 3 weiteren Kambodschanern. So saßen wir also zu fünft auf diesem Brett. Es war also recht kuschelig. Nach etwa drei Stunden kamen wir am Grenzort auf dem Weg nach Thailand an und bezogen ein recht rustikales Zimmer. Nach dem Motto lieber schlecht gefahren als nass geradelt haben wir also wieder eine kleine Strecke mit dem Bus zurück gelegt.

Der Grenzübergang am nächsten Tag war auch recht problemlos. Wir radelten dann noch ein paar Kilometer in Thailand. Noch bevor es wieder anfing zu regnen fanden wir ein nettes Resort in dem wir die einzigen Gäste waren. Der nächste Tag führte uns dann auf die Insel Kho Chang. Wir wollten dort Rolli und Ute treffen die ihre Silberhochzeitsreise dorthin buchten. Nachdem wir mit der Fähre auf der Insel ankamen ging es zuerst mal an die Westküste. Auf der Karte alles halb so wild. Der Hammer kam aber noch in Form von zwei wirklich kräftigen Anstiegen von 20% wo wir stellenweise unsere Fahrräder nur zu zweit schieben konnten. Das nächst beste Guesthouse kam uns gerade recht und wir checkten dort ein. Abends hatten wir dank Internet Kontakt mit den Küstermännern und -frauen und buchten dann direkt für den nächsten Tag einen Bungalow im Resort von Ute und Rolli. Als wir dort ankamen gab es natürlich ein großes Hallo und für uns natürlich Neuigkeiten aus der Heimat. Insbesondere natürlich von der grandiosen Silberhochzeitsfeier die die Beiden gerade mal knapp zwei Wochen hinter sich hatten. Da haben wir wohl ganz schön was versäumt. Ute hatte uns Medikamente, die wir in den letzten Wochen ziemlich aufgebraucht hatten mitgebracht. Wir blieben dann noch zwei Nächte in dem Resort und verabschiedeten uns dann am Freitag von den Beiden.

Nach einer weiteren Nacht in Thailand und einem nicht so schönen Regenritt kamen wir am Samstag dann wieder an der Grenze von Kambodscha an. Auch hier ging die Einreise ohne große Probleme von statten.

Am Sonntag ging es dann Richtung Battambang. Nach etwa 20 Kilometer sahen wir auf der anderen Straßenseite ebenfalls Tourenradler. Nachdem wir seit mehr als 2 Monaten keinen Tourenradler mehr gesehen hatten kamen uns die Beiden gerade Recht. Tanja und Denis (www.denis-katzer.de) sind schon seit mehr als 25 Jahren unterwegs. Dagegen sind wir ja reine Novizen. Natürlich hatten die Beiden viel zu berichten und leider fuhren sie nicht in die selbe Richtung wie wir denn sie hätte uns sicher noch sehr viel zu berichten gehabt. Die Beiden sind auf ihrer momentanen Tour seit 2 Jahren unterwegs und kamen über Sibirien, die Mongolei und Vietnam nach Kambodscha. Sie waren auf dem Weg nach Bangkok denn sie wollten in drei Wochen nach Deutschland zurückfliegen. Sehr interessant für uns war natürlich ihr Gepäckvolumen. Beide hatten an ihrem Pedilec einen Anhänger wobei in dem von Denis auch ein recht großer Hund mitdurfte. Denis meinte dass er insgesamt 140 kg Gepäck am Fahrrad und im Anhänger hat. Das ist ein Wort. Auf der Weiterfahrt unterhielten wir uns noch recht lange über diese Art des Reisens und vor Allem über die Menge an Gepäck. Dagegen sind unsere 40 kg (zusammen !) ja ein Klacks.

Die Beiden gaben uns einen tollen Tipp für die Übernachtung in Battambang. Sie wohnten dort mehrere Tage in einem Haus in dem Kinder unterschiedlichster Herkunft betreut wurden („Peaceful Children Home“). Dort werden auch Gästezimmer angeboten die allerdings nur per Mund-zu-Mund Propaganda vermittelt werden. Wir bezogen ein recht großes Zimmer und breiteten uns auch entsprechend aus. Nach der obligatorischen Dusche aßen wir noch lecker zu Abend bei der Organisation.

 

 

Am nächsten Tag ging es zuerst mal zum Bambuszug (https://de.wikipedia.org/wiki/Norry). Bauern aus der Gegend haben in den 80’iger Jahren die alte Kolonialtrasse mit selbstgebauten Wagen, ähnlich der Draisine wieder in Betrieb genommen. Ein solcher Wagen besteht ist etwa 2x3m groß und die Plattform aus Holz und Bambus ruht auf zweiachsigen Metallgestellen die zum Teil aus alten Panzern stammen. Angetrieben wird dieses Gestell von einem kleinen 6 PS Benzinmotoren über Keilriemen. Damit werden dann Personen, Hühner, Mönche und Waren transportiert. Zunehmend auch immer wieder Touristen. Wir „gönnten“ uns auch eine solche Fahrt denn es gibt wohl Bestrebungen dass dieser Zug bald eingestellt werden soll. Interessant ist es wenn Norrys (so heißen die Züge im Volksmund) sich begegnen. Da die Strecke eingleisig ist wird kurzerhand die Norry, welche am wenigsten beladen ist per Hand von den Schienen genommen und anschließend wieder zusammengebaut. Was recht fix geht. Die Norrys sind immerhin bis zu 50 km/h schnell allerdings sind wir mit maximal 25 km/h über die recht holprige und krumme Schienentrasse gefahren. Das hat aber riesigen Spass gemacht.

 

 

Abends ging es dann noch in den für Kambodscha berühmten Zirkus („Pare Ponleu Selpak“; 

https://phareps.org). Dieser Zirkus, bzw die Organisation die dahinter steckt kümmert sich seit mehr als 20 Jahren um Kinder aus allen sozialen Schichten der Bevölkerung und bietet ihnen Schulbildung, Kunst, Musik, Tanz und eben auch Akrobatik im Zirkus. Wir waren natürlich sehr gespannt was uns erwarten wird. Die Vorstellung, im Übrigen in einem richtigen Zirkuszelt begann mit einer traditionellen Tanzdarbietung die wirklich sehenswert war. Danach aber ging es richtig zur Sache. Etwa 10 Akteure brachten Akrobatik vom Feinsten auf die Bühne. Begleitet wurden sie live von einer 4 köpfiges Musikgruppe die ebenfalls in das Programm dieser Organisation eingegliedert sind. Immerhin nehmen gleichzeitig  etwa 1200 Kinder an diesem Programm teil. Die Vorstellung endete nach etwa 1,5 Stunden. Wir waren restlos begeistert und können jedem, der in die Gegend kommt diesen Zirkus empfehlen.

 

 

Nach drei Tagen in Battambang - ihr seht wir „gönnen“ uns immer mehr „Urlaub“- ging es morgens mit dem Boot nach Siem Reap, dem Ausgangspunkt für die Besichtigung von Angkor Wat. Wir hörten dass diese Bootsfahrt zu den schönsten in Kambodscha gehören soll und so war es auch. Die ersten 70 km ging es den Sangker River flussabwärts. Dieser mäandert auf den ersten Kilometern sehr stark und es war immer wieder faszinierend zuzuschauen wie unser Bootsführer das Boot um die „Ecken“ manövrierte. Rechts und links konnte man sehen wir die Leute am und vom Fluss lebten. Die Armut war allerdings auch nicht zu übersehen und wie in ganz Kambodscha leider auch das Problem mit dem Abfall der überall einfach irgendwo „entsorgt“ wird. Nachmittags kamen wir in Siem Reap an und fanden auch eine recht nette Unterkunft. Zu unserer großen Überraschung gab es in einem recht schönen Hotel, gleich um die Ecke ein Frühstücksbuffet für 4$ pro Person. Das ließen wir uns am anderen Morgen nicht zweimal sagen und genossen seit mehreren Monaten zum ersten Mal wieder Nutella. Komisch wie man sich an solchen Dingen freuen kann.

 

Angkor Wat

 

Die Eintrittspreise für Angkor Wat, der laut Lonely Planet größte Gebetsstätte der Welt haben leider in diesem Jahr dramatisch angezogen. Das Eintagesticket, das noch im Januar für 20$ zu haben war kostet mittlerweile 37$. Der Sprung zum Dreitageticket für 62$ ist demnach nicht allzuweit so dass wir uns für das Dreitageticket entschieden. Im Nachhinein haben wir das nicht bereut denn die Anlage ist schon gewaltig. Am ersten Tag legten wir allein mit dem Rad 65 Kilometer zurück und liefen dann noch mindestens 10 km in den alten Gemäuern herum. Aber es war wirklich sehr beeindruckend.

 

 

Das Beste haben wir uns für den letzten Tag aufgehoben. Angkor Wat, das größte religiöse Gebäude der Welt. Im Gegensatz von anderen Bauten Angkor wurde es nie der Natur überlesen und war praktische seit seiner Errichtung in Gebrauch. 

Am Montag ging es dann schon sehr früh los denn wir wollten den Sonnenaufgang am Tempel mitnehmen. Dies wollten  allerdings auch Tausende anderer auch. Es war ganz schön voll am Morgen. Wie muss es hier wohl zur Hauptreisezeit um die Weihnachtszeit aussehen. Nun die aufgehende Sonne versteckte sich hinter einigen Wolken aber ich denke wir haben schon ein paar Bilder schießen können. Die Zeit im Tempel verging wieder wie im Flug. Es war wirklich sehr beeindruckend vor Allem die 800 Meter lange Serie von Flachreliefs die sich außerhalb des zentralen Tempelkomplexes befinden. Die Anlage ist schon gewaltig. Der Tempel ist von einem 190 Meter breiten Graben umgeben, der ein riesiges, 1,5 x 1,2 km großes Rechteck bildet. Angkor Wat wurde unter Suryavarman II. (reg. 1113-1152) errichtet.

 

Morgen wollen wir in Richtung Phnom Penh aufbrechen.  

 

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