Die Fahrt von Siem Reap nach Phnom Penh verlief, bis auf eine kleine Ausnahme recht problemlos. Die mehr als 300 Kilometer verteilten wir auf drei Etappen. Es ging leider immer auf der Nationalstraße 6 entlang. Diese ist mittlerweile sehr gut ausgebaut und es gibt auch einen Seitenstreifen auf dem wir relativ gut mit den Rädern fahren konnten aber der Verkehr ist doch recht ordentlich hoch. Kurz vor Phnom Penh konnten wir die N6 verlassen und die ersten 15 Kilometer waren auch recht schön. Endlich weg von der Betriebsamkeit der N6. Es ging an netten kleinen Dörfern vorbei und immer wieder ein freundliches Hallo von den Leuten am Weg. Fremde kommen hier sicher sehr selten vorbei und dann auch noch mit dem Fahrrad. Nachdem wir eine Brücke über einen kleinen Fluß überquerten kam es dann doch ganz dick. Die Teerstraße endete und ging in eine Sand bzw. Lehmstraße über. Das wäre unter normalen Umständen kein Problem allerdings hatte es die Nacht zuvor ordentlich geregnet und wir kamen an mehreren Stellen nur schiebender Weise voran. Wir sahen danach dementsprechend aus ganz zu Schweigen natürlich von den Rädern die über und über vor Schlamm waren. Als wir wieder die N6 erreichten kam zum Glück recht bald eine Tankstelle mit einer Waschanlage bei der wir die Räder und uns vom gröbsten Schmutz befreiten.

Bei den folgenden Bildern sind noch ein paar aus Ankor Wat dabei.

 

 

In Phnom Penh fanden wir auch schnell ein Guesthouse in dem wir für zwei Nächte eincheckten. Am nächsten Tag wollten wir das Tuol Sleng Museum besuchen. Schon früh am Morgen waren wir vor Ort was natürlich sehr gut war so waren wir doch noch fast allein in dem Museum. Tuol Sleng  war ein von den Roten Khmer benutztes Foltergefängnis. Zuvor war es eine Schule deren Klassenzimmer zu Folterkammer und Gefängniszellen umgebaut wurde. Die „Anlieferung“ der Gefangenen erfolgte meist in Gruppen da Ehepartner und alle Kinder gefangen genommen wurden. Pol Pot ließ im ganzen Land etwa 200 solcher Lager errichten. Insgesamt wird geschätzt dass etwa 2 Millionen Kambodschaner durch Hinrichtung, Zwangsarbeit und mangelnde medizinische Versorgung durch die Roten Khmer zu Tode kamen. 1975 nahmen die Roten Khmer die Stadt Phnom Penh ein und deportierten innerhalb von wenigen Tagen die gesamte Stadtbevölkerung aufs Land. Pol Pot wollte einen Bauernstaat errichten.  Vor Allem Intellektuelle wurden inhaftiert, gefoltert und exekutiert. Schon die Beherrschung einer Fremdsprache oder etwa das Tragen einer Brille wurde als Intellektuell gewertet. Ehepaare und vor Allem auch deren Kinder wurden systematisch hingerichtet. Für zwei Australier die sich mit dem Segelboot verirrten und an der Küste von Kambodscha landetet endete dieses Versehen tragisch. Auch sie wurden im S21 gefoltert und wegen angeblicher Spionage hingerichtet. Von den ca. 14000 Lagerinsassen von Tuol Sient überlebten nur 14 Personen. Den Verantwortlichen, insbesondere dem Lagerkommandanten wurde erst 2007 der Prozess gemacht. Pol Pot gelang die Flucht und er starb 1998 vermutlich an Suizid.

Der Besuch machte uns ganz schön nachdenklich und traurig. Die Zeit der Herrschaft der Roten Khmer ist noch nicht allzu lange her und wenn wir die momentanen Nachrichten verfolgen haben die Menschen immer noch nichts von Zeiten wie hier in Kambodscha oder wie bei uns vor 80 Jahren gelernt.

 


 Am Morgen unserer geplanten Abfahrt bekamen wir leider eine traurige Nachricht aus Roge, dem Heimatort von Silke. Heinke, die Frau von Silkes Bruder verstarb ganz überraschend im Alter von 60 Jahren. Wir konnten zum Glück noch einen Flug am selben Tag zurück nach Frankfurt buchen. Da wir aber in der kurzen Zeit keine brauchbare Lösung für unser Equipment fanden flog Silke allein zurück um ihren Bruder in der für ihn sicherlich sehr schweren Zeit ein wenig zu unterstützen. 


 

Ich besuchte dann am Montag noch das Patenkind eines ehemaligen Kollegen von der Uni Heidelberg. Auch Michael ist mein Baujahr und fast zur selben Zeit wie ich in Altersteilzeit gegangen. Anbei ein kurzer Auszug aus einem Bericht den Michael von Zeit zu Zeit, sehr zur Freude seiner Leser verschickt.:

 

„Yaya heisst in Wirklichkeit Tha Srey Ya und wurde von ihrer Familie im Alter von ca. acht Jahren in einem Tempel ausgesetzt – das war im Jahr 2002. Ihr fehlt von Geburt an der rechte Unterschenkel und sie hat auch eine starke Sprachbehinderung. Die Mönche des Tempels brachten das kleine, zerzauste Mädchen in ein Rehazentrum, wo sie eine Prothese für ihr Bein bekommen sollte. Dort habe ich damals als Fotograf gearbeitet und sie hat sich mich als Familie ausgesucht. Nach fünf Wochen, in denen wir uns immer gesehen haben, gehörten wir zusammen und ich habe gemeinsam mit dem Leiter des Zentrums eine Organisation gesucht, wo sie leben konnte. Die australischen „Marist Brothers“ hatten einige Jahre zuvor eine Schule für körperbehinderte Kinder eröffnet und da passte sie prima hin. Ich habe sie dann ein- bis zweimal im Jahr besucht und das bis heute. Sie ist nun 23 Jahre alt, sieht aber aus wie 16 und benimmt sich auch oft so. Mittlerweile hat sie die Schule nach der 12. Klasse beendet und sucht nach einem Job. Manches hat sie schon versucht und ich hoffe, dass sie bald etwas Gutes finden wird. „

 

Kurz bevor wir nach Phnom Penh kamen habe ich Michael eine Mail geschrieben ob Yaya irgend etwas braucht da wir doch bald in Phnom Penh sind. Er hat sich sehr gefreut und uns die Adresse von der Wäscherei, in der Yaya im Moment arbeitet genannt. Da ich bis zur Ankunft von Silke ja richtig viel Zeit hatte habe ich sie besucht. Es war schon sehr beeindruckend wie die fünf, alle behindert die Wäscherei schmeißen. Natürlich habe ich unsere Wäsche wieder einmal richtig waschen lassen. Die hatte es auch ordentlich nötig. Yaya hat sich über meinen Besuch sehr gefreut. Sie ist zusammen mit Michael gerade dabei eine eigene kleine Wäscherei aufzubauen. Wir drücken ihr dazu natürlich ganz fest die Daumen.

 

Yaya ist das Mädchen das neben mir sitzt
Yaya ist das Mädchen das neben mir sitzt

 

Anbei ein Sprichwort das ich kürzlich gefunden habe und uns eine kleine Einstimmung in die nächsten Wochen in Laos gibt:

 

In Asien gibt es ein Sprichwort, das besagt, die Vietnamesen säen den Reis aus, die Kambodschaner ernten ihn, die Thais verkaufen den Reis und die Laoten hören zu, wie der Reis wächst. Damit ist das Land die Lebensart der Menschen, die dort leben, bestens beschrieben, die alles etwas ruhiger, lockerer und entspannter angehen lassen. 

 

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