30.10.2016

Unsere ersten Tage in Myanmar

Wir starteten schon wieder sehr früh und das war gar nicht so schlecht. Als wir an der Grenze ankamen gab es erst mal einen ordentlichen Wolkenbruch aber nach einer Dreiviertel Stunde war der Spuk schon wieder vorbei. Die ganzen Grenzformalitäten waren eigentlich sehr schnell erledigt. Der thailändische Grenzer stempelte unsere Pässe und dann ging es über die Friedensbrücke nach Myanmar. Auf der Brücke dann gleich mal die erste Überraschung an diesem Tag. Mitten auf der Brücke war eine Ampel installiert und ab dieser musste man die Straßenseite wechseln. In Myanmar wird rechts gefahren und wir haben uns doch schon fast an den Linksverkehr gewöhnt. Dann kam der burmesische Posten. Nach der Kontrolle der Visa und dem woher und wohin dann wieder Stempel in den Pass und nach 15 Minuten waren wir fertig. Wir waren in Myanmar. Nach etwa 200 Meter dann der erste Geldautomat und damit unsere zweite Überraschung an diesem Tag. Wir „zogen“ den Höchstbetrag am Automaten und ich wunderte mich schon warum im Inneren des Apparates die Räder so lange liefen bis sich der Schlitz zur Geldausgabe öffnete. Ich hielt ein riesiges Bündel Geldscheine in der Hand. 300 000 Kyat (so heißt die Währung in Myanmar) hatte ich geordert, umgerechnet nicht ganz 250€. Dieser Betrag wurde mir in 5000 Kyat Scheinen gegeben also, wer hat schon mitgerechnet? Es sind 60 Scheine. Wir waren Sch(t)einreich. 

 

Die nächste Überraschung sollte gleich ein paar hundert Meter weiter kommen. In einem kleinen Lokal wollten wir frühstücken, bekamen auch Kaffee, eine Kanne heißen Tee und leckeres Gebäck. Dafür mussten wir 900 Kyat (umgerechnet ca. 60 Cent) bezahlen.

Dann noch die Uhren umstellen. In Myanmar wird die Zeit um 30 Minuten gegenüber der Thailändischen Zeit zurückgestellt. Auch waren wir überrascht von den Tankstellen hier im Land.

 

 

Wir fuhren auf einer recht gut ausgebauten Straße über einen Pass bis nach Kawkareik etwa 50 km nach der Grenze. Dort unsere nächste Überraschung. Wir suchten hier sehr lange nach einer Unterkunft bis wir endlich vor einem Guesthouse („Smile World“, so hieß es) standen. Nach dem obligatorischen Begutachten der Zimmer kam Silke mit einer gedämpften Stimmung zurück. Dies lies nichts gutes ahnen. Nun, der Preis war ok aber das Zimmer war doch sehr rustikal und erinnerte uns uns an einige Unterkünfte auf unserer Mittelamerikareise. Gut dass wir unser Zelt und die Ausrüstung dabei hatten. Die Isomatten wurden auf das Bett, das keine Matratze sondern nur sehr harte Breiter enthielt und darauf kamen unsere Schlafsäcke. Nun die Nacht werden wir schon überstehen. Als wir dann in die Stadt gingen fing es zuerst ganz langsam an zu tröpfeln aber nach einigen Minuten ging es richtig los. Wir fanden schnell noch einen Unterstand und dann erlebten wir unseren ersten richtigen Monsunregen. Es goss wie aus Kübeln. Die Straße vor uns verwandelte sich innerhalb kürzester Zeit in einen reißenden Bach. Doch die Burmesen lassen sich davon nicht erschüttern und fuhren mit ihren Fahrzeugen durch diesen Bach.

 

 

Nach einer Stunde war der Spuk vorbei und einer weiteren Stunde war die Straße wieder trocken.

Am nächsten Tag ging es bei schönem Wetter weiter in Richtung Norden. Wir radelten durch eine wunderbare Landschaft. Reisfelder und immer wieder sehr schöne Pagoden am Straßenrand. Auch standen wir plötzlich mitten in einer buddhistischen Prozession die nur einmal im Jahr stattfindet.

 

 

Weiter ging es dann nach Hpa An einer größeren Stadt am Thanlyn River. Dort fanden wir ein sehr gepflegtes Guesthouse und buchten natürlich, auf Grund unserer letzten Übernachtung gleich ein, bereuten dies natürlich nicht.

 

An dieser Stelle möchte ich ein paar Worte zum Straßenverkehr und vor Allem deren Teilnehmer anbringen. Also die burmesischen Fahrer von Kraftfahrzeugen aller Art sind wirklich der absolute Wahnsinn. Gehupt wird an jeder nur möglichen Stelle. Ich habe den Eindruck dass in der Fahrschule bei der ersten Fahrstunde, bevor gezeigt wird wie man den Motor startet die Hupe erklärt wird. Allerdings bezweifle ich langsam dass es überhaupt eine Fahrschule, geschweige denn einen Führerschein für die Bewohner gibt. Leider muß man sich irgendwie mit dem Verkehr arrangieren und wir sind als Radfahrer nun leider ganz weit hinten in der Hierarchie. Dagegen war das Radeln in Thailand richtig angenehm obwohl auch dort ein ganz schön heißer Reifen gefahren wird. Manchmal habe ich den Eindruck dass mit dem Hupen angezeigt wird: „Achtung ich kann noch nicht so gut fahren, nehmt Rücksicht“. Aber das kann ja auch nicht stimmen denn sonst gäbe es ein Dauerhupen. Ihr seht dieses Gehupe geht uns ganz schön an die Nerven.

 

Am nächsten Morgen ging es nach einem ausgiebigen Frühstück wieder auf die Straße. Zuerst mal über eine Brücke über den sehr breiten Thanlyn Fluss. Sehr beeindruckend auch der Blick von dieser Brücke.

 

 

Weiter ging’s durch sehr schöne Landschaft mit jeder Menge Karstbergen und auf fast jedem Hügel eine goldene Pagode. Nun was bei uns das Gipfelkreuz ist hier die Gipfelpagode. Kurz vor Thaton ging es rechts ab auf einer schmalen Straße. Wir kamen an sehr ursprünglichen Dörfern vorbei. Bestaunt wurden wir, wie eigentlich überall ob unseres Aussehens und wohl auch Aufmachung. Aber stellen wir uns vor ein burmesisches Ehepaar, er im Rock, beide mit der obligatorischen ockerfarbenen Gesichtsbemalung und beide gehen am Dienstag über den Haller Wochenmarkt. Da sind den beiden auch jede Menge Blicke gewidmet. Heute hatten wir die erste größere Panne. Die Kette, obwohl erst knapp 1000 km alt sprang immer wieder vom vorderen Ritzel. Die Kette war total hinüber. In einer kleinen Dorfwerkstatt wurde uns sehr schnell geholfen. Da ich aus Gewichtsgründen auf die Mitnahme einer Ersatzkette verzichtet hatte und die erst an Weihnachen mitnehmen wollte. Ein „Mitarbeiter“ der Werkstatt schnappte sich die Kette und kam nach 5 Minuten mit einer neuen Kette zurück. Nach kurzer Zeit war wieder eine neue Kette auf Silkes Rad wobei mir allerdings die Laufleistung nicht ganz verstehen kann. Wir hatten damit noch nie Probleme. Taskin hatte uns kurz vor unserer Abfahrt noch eine neue, nach seinen Aussagen stabilere Kette aufgezogen. Nun, schaun wir mal wie sich die Kette aus Myanmar (bzw. China) macht.

Nach etwa 90 km fanden wir hinter Bilin ein nettes Guesthouse. Nach dem Abendessen fielen wir todmüde ins Bett und schliefen fast ununterbrochen 11 Stunden. Diese Erfahrung haben wir übrigens auch schon in Kuba gemacht. Nach dem Radeln können wir immer sehr gut und lange schlafen. 

Am nächsten Tag hatten wir nur 50 km bis zu unserem Hotel im „Basislager“ zum Golden Rock zu fahren und fanden ein recht nettes Hotel. Morgen gehts voraussichtlich mit dem Shuttlebus zum Golden Rock hoch. Wir überlegten kurz mit dem Rad hochzufahren aber in Anbetracht der steilen Strecke (700 Höhenmeter auf 11 km) und der Hitze wollen wir mit dem Bus hoch.

Am Mittwoch (2.11.) ging es dann für uns los. Im Nachhinein war die Entscheidung mit dem Shuttle Bus, na ja eigentlich sind es ja Shuttle LKW’s genau richtig. Erstens ging es ordentlich den Berg hoch und zum Zweiten haben wir uns eigentlich mehr erhofft. Ist ne ziemliche Abzocke  dort oben. Ein Souvenierstand  stand neben dem anderen und letztendlich hatten alle das gleiche Angebot.  Natürlich ist der Felsen, wie er dort oben thront schon beeindruckend. Einer Legende nach soll der Felsen von einem Haar Buddhas gehalten werden den ein Eremit auf den Berg brachte. Nun für die Buddhisten ist es ein heiliger Ort. Wir mussten die Schuhe ausziehen und Frauen durften sich nicht dem Felsen nähern. Dann also Fotos gemacht und gegen Nachmittag dann wieder mit dem LKW nach unten.

 

 

Am Donnerstag ging es dann recht früh los. Zuerst ein paar Kilometer auf Asphalt aber dann ging es über roten Sand tief in den Dschungel hinein. So langsam kommt unser Navi bzw. die geladenen Karten für Myanmar an die Grenze. So ging es 20 km durch den Dschungel was wir aber auf keinen Fall missen wollen. Die Leute am Wegesrand waren unwahrscheinlich freundlich und überall Thumb’s up. Schließlich erreichten wir einen Fluß den es zu überqueren galt. Natürlich weit und breit keine Brücke. Spuren auf die andere Seite zeigten jedoch dass vor uns wohl schon einige einspurige Fahrzeuge die Stelle passierten. Wir suchten nach einer einigermaßen weniger tiefen Stelle und schließlich wagte Silke den Überweg mit der Kamera an Bord. Das haben wir auch in Australien so gemacht damit die Krokodile angelockt kommen. Nein natürlich Spass aber sie wollte dass ich auch mal auf’s Bild komme. Nun das Wasser ging bis zu den Packtaschen war ein wenig reißend aber das Wasser richtig warm. Am anderen Ufer dann langsam alles wieder getrocknet und dann ging es weiter. Auf einem Bild kann man erahnen das die Wege hier in den Dschungel manchmal für mehrere Monate unpassierbar sind und die Bevölkerung von der Außenwelt abgeschnitten ist.

 

Unser nächstes Ziel war Bago wo wir zur Abendzeit ankamen. Wir fanden ein Hotel mit einigermaßen akzeptablen Preisen und Zimmern und schliefen wieder recht schnell ein. Lieder war das Hotel an der Hauptstraße (wie angeblich die meisten Hotels am Ort) und so war das Schlafen etwas anstrengender. 

Morgens wieder früh los und zuerst einen Abstecher zum Shemawdaw Paya ein 115 Meter hoher Stupa.

 

 

Nach etwa 80 km dann Ankunft in einem Ort an der AH1, der Hauptverbindung von Yangon nach Mandalay. 

Hier gab es dann leider einen Zwangsaufenthalt. Klaus hatte sich mal wieder Montezumas Rache „eingefangen“. Dies ging leider mit Fieber einher so dass wir uns für einen Ruhetag entschlossen. Silke versuchte in der Zwischenzeit ein Taxi bzw Bus zum Inle See zu organisieren. Wir wollten dort dann für ein paar Tage uns Ruhe gönnen. Am anderen Morgen war unser Fahrer leider nicht am verabredeten Treffpunkt. Er hatte wohl ob des Preises einen Rückzieher gemacht. Also dann doch auf die Räder und auf in Richtung Inle See. 

Nach einer weiteren unspektakulären Fahrt und Übernachtung ging es dann allerdings los. Nach etwa 110 km hatten wir einen erreicht in dem es zwar jede Menge Hotels gab aber leider waren die alle für Fremde nicht zugänglich. Wir waren in der Gegend der Hauptstadt von Myanmar: Naypyidaw. Warum gerade hier bleibt uns ein Rätsel. Die einzige Möglichkeit wären Hotels in der Nähe des Flughafens welche allerdings exorbitant teuer sind. Also wieder auf die Räder und geschaut dass wir möglichst bald aus dieser „Bannmeile“ herauskommen. Wir stellten uns auch schon auf eine Übernachtung im Zelt ein. Im Hintergrund braute sich allerdings ein Gewitter auf und aus unserer Erfahrung in Kawkareik wollten wir dies ganz bestimmt nicht. Nach einigen Kilometern hielten wir an und fragten einen „Tucktuckfahrer“ ob er uns zum Inle See fahren könne. Nach einigen Telefonaten und einigem Hin und Her bezüglich des Preises fand er eine Lösung. Er brachte uns an einen Treffpunkt für Tucktucks und nach kurzer Zeit kam unser „Taxi“. Es war ein kleiner (wirklich sehr kleiner) Toyota LKW mit einer offenen Pritsche. Dort wurden unsere Räder festgebunden und wir durften im Führerhaus „Platz“ nehmen. Es war fürchterlich eng aber wie heißt es doch lieber schlecht gefahren als gut gelaufen. So ging es dann los in Richtung Inle. Ich vergaß zu erwähnen dass wir eigentlich gar nicht so schlecht saßen denn der „normale“ Beifahrer saß hinten auf der Pritsche, ohne Kissen oder dergleichen. Wir wussten nicht wie weit und vor Allem wie lange die Fahrt dauern sollte. Nun ich muß dem Fahrer allerdings bescheinigen dass er recht gut fuhr. Die Straße wurde immer schlechter.40 Stundenkilometer waren oft das höchste der Gefühle. Ach ja es ging so gegen 3 Uhr am Nachmittag los so dass Dunkelheit eigentlich schon vorprogrammiert war. Irgendwann noch bevor es in die Berge ging hielt der Fahrer an einem kleinen Restaurant an und wir aßen gemeinsam zu Abend (sehr lecker). Dann ging es in die Höhe. Eigentlich eine schöne Passstraße mit Serpentinen ohne Ende aber die ganze Sache eben bei Nacht und die Straße in einem erbärmlichen Zustand. Ich hatte mich ja schon über die burmesischen Auto und Mopedfahrer ausgelassen. Nachts war die Sache wirklich zum Teil dramatisch zumal auf dieser Strecke fast ausschließlich LKW’s und Busse unterwegs waren die zum Teil nicht mal beleuchtet waren. Einige sehr brenzlige Situationen waren das schon dabei aber unser Fahrer war wie gesagt recht gut. Es ging dann immerhin auf 1300 Meter hoch und dann zum Inle See wieder auf 900 Meter runter. Dort angekommen (es war mittlerweile schon nach 22 Uhr) luden wir ab und verabschiedeten uns von unseren beiden Begleitern. Die Beiden wollten noch in der Nacht wieder zurückfahren so dass sie nicht vor 3 Uhr zu Hause sein konnten. Übrigens bezahlten wir für die 270 km (so viele waren es dann im Nachhinein) umgerechnet knapp 90€. In Nyanugshwe gab es zwar jede Menge Hotels und Guesthouses aber wir waren natürlich sehr spät dran. Schließlich, nach mindestens 4 Versuchen dann endlich Erfolg. Wir fanden ein Hotel mit sehr gutem Preis- Leistungsverhältnis und schliefen nach den Duschen natürlich sehr schnell ein. 

Wir wollen hier am Inle See für einige Tage die Füße baumeln lassen und uns natürlich die Gegend anschauen.

 

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