Endlich wieder auf den Rädern. Am Dienstag nun ging es wieder los. Zuerst natürlich aus Bangkok raus was ohne Navi sicherlich nicht ganz so einfach gewesen wäre. Karten für unser Garmin GPSMAP 64S haben wir übrigens hier (http://www.openfietsmap.nl) kostenlos heruntergeladen und die funktionieren mit dem Navi recht gut.

Nach gut 40 km dann endlich mal wieder freies Atmen. Die Straße war zwar immer noch recht groß und sehr befahren aber die Luft wurde zusehends angenehmer. Nach etwa 60 km kamen dann endlich wieder kleine Straßen und es ging in schöne kleine Ortschaften hinein. Immer wieder fielen uns die sehr netten Thais auf die am Straßenrand uns zuwinkten. Wir fuhren immer am Ufer des Chao Phraya entlang und konnten erahnen welche Kraft dieser Fluß doch hat. Die kleinen Orte links und rechts waren zum Teil immer noch erheblich überflutet. Die Stadt Ayutthaya, unser heutiges Ziel stand 2011 bis zu 3 Meter unter Wasser

Nach einer kleinen Fährfahrt (Kosten: 25 Cent) kamen wir in Ayutthaya an, fanden dann auch mit Hilfe von Einheimischen „schnell“ unsere Unterkunft. Leider war die im 4. Stock aber dafür recht sauber und angenehm. Ayutthaya liegt am Zusammenfluss von drei größeren Flüssen und bildet quasi eine große Insel in diesen Flüssen. Die Stadt wurde im 12 Jahrhundert gegründet und war bis zur Eroberung 1767 und der völligen Zerstörung durch die Birmanen die Hauptstadt. Später wurde diese 70 km südlich im heutigen Bangkok wieder aufgebaut. In ihrer Blütezeit hatte die Stadt 3 Königspaläste, fast 400 Tempelanlagen und etwa eine Million Bewohner. Zum Vergleich: London hatte zu dieser Zeit gerade mal halb so viel Einwohner.

Abends ging es dann gleich mal zu dem ganz nahe unserer Unterkunft gelegenen Nachtmarkt. Dies war schon sehr beeindruckend vor allem gab es hier köstliche Leckereien. Nun für den ein oder anderen waren diese Leckereien natürlich sehr gewöhnungsbedürftig.

Am nächsten Tag ging es dann mit dem Fahrrad auf Erkundungstour durch die Stadt. Bei dem Anblick der vielen Tempelanlagen konnte man nur erahnen wie prunkvoll diese Stadt einst gewesen sein musste. 

Am Donnerstag dann wieder früher Start um der Hitze einigermaßen zu entkommen. Wir wollten nach Top Buri einer Stadt etwa 70 km nördlich. Die Stadt wurde schon im 5 Jahrhundert durch die Khmer gegründet. Die Stadt wird von hunderten wenn nicht sogar tausenden von Makaken bevölkert, oder soll ich nicht lieber belagert. Im November wird ihnen von den Bewohnern anlässlich des alljährlichen Affenfestes ein riesiges Bankett bereitet. Man muß ordentlich auf der Hut sein denn die Affen sind absolut nicht scheu und holen sich was sie erhaschen können. In den Nacht wurde uns dann der Begriff „Affentheater“ nahegebracht. Sie zankten sich ganz in der Nähe unseres Zimmers und wir wurden mehr als einmal von diesem Gekreische geweckt.

Auch am Freitag wieder früh raus (schlafen ist im Moment bei dieser Hitze nicht wirklich angenehm) und die nächsten Kilometer unter die Räder genommen. Wir hatten bei booking.com eine Unterkunft in ca 80 km Entfernung gebucht. Auf der Internetseite haben wir dann auch die Koordinaten der Unterkunft herausgenommen und in’s GPS eingegeben. Als wir dann gegen Mittag (es war wieder ordentlich heiß) in die Nähe des Hotels stieg natürlich wieder die Spannung denn wir hatten schon einmal einen kleinen Reinfall mit den GPS-Daten erlebt. Wir also frohen Mutes dem Navi nacht bis wir an das Ende eines Weges kamen wo es nicht mehr weiterging. Nach einigem hin- und herfahren haben wir in einem Haus die Bewohner nach dem vermeintlichen Hotel gefragt aber sie konnten mit unseren Angaben auch nichts anfangen. Die Besitzerin des Hauses setzte sich daraufhin auf ihr Moped und gab uns zu verstehen dass wir ihr folgen sollten. Zuerst ging es in die nahe gelegene Schule um dort eine Englischlehrerin nach der Adresse zu fragen. Sie übersetzte dann und gab unserer „Mopedführerin“ die wohl richtige Adresse. Also wieder ihr hinterher. Zuerst ging es über einen recht holprigen Feldweg auf die Hauptstraße und dieser folgten wir bis wir dann nach etwa 3 km vor einem Hotel (das von Außen eher unscheinbar war) standen. Es stellte sich heraus dass es das richtige war. Unser Guide wollte partout nichts für die Fahrt nehmen.

Am nächsten Tag wieder Start gegen 6 Uhr morgens. Die ersten Kilometer ging es immer auf der Autobahn entlang. Wir konnten zwar ordentlich Strecke machen aber irgendwie ist es doch nicht so prickelnd auf einer dreispurigen Autobahn mit dem Fahrrad zu fahren. Nach etwa 40 Kilometer fanden wir aber eine Abfahrt und eine schöne Strecke immer am Fluß entlang bis zu unserem nächsten Hotel. Diese Mal stimmten die Koordinaten sehr gut. Uns wurde ein Zimmer im 6. Stock angeboten aber mit Fahrstuhl. Auf die Frage wo wir denn die Fahrräder sicher abstellen könnten erhielten wir zur Antwort dass wir die Räder doch auch mit auf das Zimmer nehmen können. Gesagt getan doch als der Aufzug sich öffnete war klar dass wir auf diese Weise nicht mit den Rädern aufs Zimmer könnten. Quer wäre nicht möglich gewesen höchstens aufrecht und das wollten wir weder dem Fahrstuhl und vor Allem nicht unseren Räder zumuten. Aber alles kein Problem wir bekamen einfach ein neues Zimmer im Erdgeschoss wo wir dann unsere Räder mit aufs Zimmer nehmen konnten. Schade dass bisher nichts an den Rädern zum Schrauben gab denn das wäre mit Klimaanlage im Zimmer sicherlich sehr angenehm geworden.

 

Am Sonntag dann wieder gegen 6 Uhr auf die Räder. Heute gingen wir unsere bis dahin längste Etappe an. Eigentlich stand das Ziel in etwa fest und wir wussten dass es mehr als 120 Kilometer sein sollten aber wir wollten nicht mit Gewalt diese Strecke fahren und eventuell dazwischen irgendwo übernachten. Da wir sehr früh losfuhren haben wir in der „Kühle“ des Morgens doch richtig Strecke machen können und so kam es doch dass wir unserem Ziel immer näher kamen. Nach 133 km dann Ankunft in Kamphaeng Poet in einem recht netten Guesthouse. Dort wollten wir dann auch mindestens zwei Nächte bleiben. Übrigens haben wir die 133 km mit einem knappen 20’er Schnitt gefahren. Allerdings waren bisher noch keine Berge „im Wege“. Die warten schon auf uns. Spätestens bei der übernächsten Etappe wenn es an die Grenze nach Myanmar geht.

Am Abend haben wir übrigens ganz in der Nähe ein sehr nettes Lokal gefunden. Dort gab es ein recht üppiges Buffet und man konnte sich seine Speisen direkt am Tisch über offenem Feuer zubereiten. Sehr fein und vor Allem konnten man die leckeren Thaigerichte mal alle probieren.

 

Am Dienstag war dann Schluß mit Lustig, es ging in die Berge. Wir hatten vom Besitzer unserer Unterkunft erfahren dass auf dem Weg in Richtung Grenze zu Myanmar ein Naturpark liegt der richtig interessant sein soll und es vor Allem auch einen Campingplatz geben sollte. Also wieder früh los und in Richtung Naturpark. Nach etwa 20 km ging es dann langsam immer mehr in die Berge. Sicherlich noch nicht das was wir noch in Myanmar erwarten werden aber zum „Einradeln“ ganz gut. Kurz vor Ankunft fing es dann leicht an zu regnen. Als es nach gut einer Stunde aufhörte fingen wir mit dem Zeltaufbau an. Wir fanden einen schönen Unterstand was sich im Nachhinein als sehr gut herausstellte. Nachdem wir aufgebaut hatten gingen wir zu einem nahe gelegenen Wasserfall.

 

Gegen Nachmittag fing es dann wieder an zu regnen und nachdem wir dann ins Zelt gingen erlebten wir unseren ersten richtigen Regen. Bisher war alles nur Geplätscher. Es goss wie aus Kübeln. Jetzt hatte sich unser Unterstand schon sehr gelohnt denn ich weiß nicht ob unser Zelt diesen Regen „überlebt“ hätte. Nach etwa zwei Stunden war der kräftige Regenschauer zwar zu Ende aber es regnete noch die ganze Nacht recht ordentlich. Am Morgen dann Zeltabbauen und in die Regenklamotten. Wir wollten weiter in Richtung Mae Sot, der Grenzstadt in Richtung Myanmar. Nach einer halben Stunde konnten wir die Regenklamotten dann doch schon wieder ausziehen. Vorbei ging es durch eine sehr schöne, von Landwirtschaft geprägten Landschaft. Bananenplantagen, Reis-, Zuckerrohr- und Kartoffelfelder wechselten sich ab. Zuerst wollten wir eigentlich wieder zelten aber da das Wetter dann doch wieder schlechter wurde entschieden wir uns für eine Unterkunft die unser Navi in einem Naturreservat anzeigte. Dort fanden gab es dann einen richtig netten Bungalow in Form eines kleinen Baumhauses. Richtig nett, mit Dusche und Toilette und das Ganze für etwa 12€. Auch hier gab es mehrere Wasserfälle die wir nachdem es aufgehört hatte zu regnen dann „erwanderten“. Diese waren noch bei Weitem schöner und interessanter als im letzten Park.

 

 

In der Nacht hatte es noch recht ordentlich geregnet so dass wir die Entscheidung zum Weiterfahren sehr lange hinauszögerten. Schließlich ging es dann doch, zwar noch mit Regenkleidung aber immerhin los. Noch ein Regentag erschien uns an diesem Ort doch etwas trostlos. Aber dann kam es richtig. Hatten wir bisher noch keine Berge so waren diese heute alle auf einmal dran. Zuerst ging es einigermaßen gemächlich den Berg hoch aber dann kam eine Rampe die es in sich hatte. Über 14 km ging es nur noch bergauf bei einer Steigung von meist mehr als 12% war der erste von zwei größeren Berge „erklommen“ und das alles auf nüchternen Magen. Wir waren gewohnt dass es jede Menge Garküchen auf der Strecke gibt aber auf den ganzen 14 km keine einzige. Rettung nahte dann kurz vor dem ersten Gipfel in Form von vier Thais die Wasser Sandwiches und Kekse verteilten. Alles zu Ehren des verstorbenen Königs. Wir hatten ähnliches schon in Bangkok am Königspalast erlebt. Dort wurde auch jede Menge Reisschalen, Wasser und Süssigkeiten an die Leute verteilt. Wir vermuten dass dies auch ein wenig dazu dient das Volk in der Zeit zwischen dem alten und den neuen König „still“ zu halten. So jedenfalls unserer Interpretation. Auf jeden Fall waren diese Männer unsere Rettung an diesem Berg. Am Gipfel gab es dann einen netten Markt an dem wir uns dann von den Strapazen erholen konnten. Aber es ging ja erstmal wieder runter und dann kam  der zweite Peak der zwar nicht mehr ganz so hoch war aber immerhin auch teilweise 15% Steigung enthielt. Ab da ging es dann zu unserer Freude 16 km bergab. 

 

 

In Mae Sot legten wir einen Ruhetag ein den wir mit, wie könnte es auch anders sein mit radeln verbrachten. Als wir dann durch einen schönen Markt schlenderten kam uns ein Radfahrer entgegen der so gar nicht hier her passte. Wir sprachen ihn an und es stellte sich heraus dass es ein Tourenradler aus Stuttgart war der schon vor zwei Jahren mit dem Rad in Myanmar war. Das war natürlich ein toller Zufall und wie sich später noch herausstellte auch eine der schönen Begegnungen auf solchen Touren ist. Kurz vor unserer Abfahrt hatte ich noch auf einer Seite im Internet gestöbert und es stellte sich heraus dass es eben dieser Dirk war den wir jetzt hier in Thailand treffen sollten. Er gab uns wertvolle Tipps zu Myanmar und vor Allem berichtete er von einer sehr unangenehmen Begegnung zum einen mit der thailändischen Polizei und vor Allem auch von sehr unangenehmen Begegnungen mit Angehörigen der deutschen Botschaft im Ausland. Dirk wurde nämlich bei der Einreise von Myanmar nach Thailand von Schleppern an der Grenze übelst reingelegt. Sie hatten ihm bei der Einreise nicht die erforderlichen Dokumente ausgehändigt. Dies ist allerdings erst bei der Ausreise am Flughafen aufgefallen. Er war somit für die Behörden illegal ins Land eingereist. Das Ergebnis waren zwei Wochen Haft in Bangkok in einem „Zimmer“ mit 88 ebenfalls „Illegalen“. Die Botschaft war weder gewillt ihm einen notwendigen Kredit über 600€ zu geben noch hat sich irgendjemand ihm Knast um ihn gekümmert. Das gibt schon ordentlich zu denken. Wir sind auf jeden Fall gewarnt. Dirk wird weiter nach Nordthailand radeln und wir werden morgen nach Myanmar weiterfahren.

Wie die Internetsituation in Myanmar im Moment ist wissen wir natürlich noch nicht. Es könnte also sein dass wir eine längere Pause auf dieser Seite haben.

 

Dirk mit seinem Reiserad ("natürlich" mit Rohloff Schaltung)
Dirk mit seinem Reiserad ("natürlich" mit Rohloff Schaltung)

<-zum vorherigen Bericht                      zum nächsten Bericht->