Am nächsten Tag verließen wir den Campingplatz in Richtung Ait Ben Haddou. Wir wollten uns dort wieder mit Renate und Hartmut treffen. Ait Ben Haddou (Wikipedia Link) ist eine befestigte Stadt (Ksar) und ist seit 1997 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Die Stadt diente auch mehrmals als Kulisse für so manche Filme („Lawrence von Arabien“ und „Gladiator“ um nur zwei zu nennen).
Auf dem Weg dorthin kamen wir in einem kleinen Ort kurz vor Ait Ben Haddou an einer Schlosserei vorbei von denen es übrigens in Marokko in jedem Ort sehr viele gibt. Wir wollten für unser Bett im Anhänger (ja wir haben dort unser altes Hochbett installiert) massive Winkel anbringen denn die vielen Kilometer die unser Anhänger auch auf den schlechtesten Straßen hinter sich bringen musste hatten doch Spuren an dem Holzgestell hinterlassen. Ein Hochbett ist doch nicht für solche Strapazen ausgelegt. Nachdem ich dem Schweißer mit Händen und Füssen erklärt hatte was wir benötigen und nach zähen Preisverhandlungen erklärte er sich bereit die Winkel aus stabilem T-Profil für uns anzufertigen. Bei den Preisverhandlungen ist es immer wieder interessant zu beobachten dass die Arithmetikkenntnisse der Marokkaner doch sehr zu wünschen übrig lassen. Wir hatten schon mehrfach beobachten können dass ohne Taschenrechner nichts geht. Selbst in Einkaufsläden oder auf dem Markt wird Restgeld immer (oder fast immer) mit dem Taschenrechner berechnet. Nun letztendlich wollte er (na eigentlich ja ich) für die Winkel dann 200 Dirham, also etwa 20 €. Das war, denke ich ein fairer Preis wobei ich in Deutschland sicher das dreifache dafür bezahlt hätte.Es war schon interessant zuzusehen wie er gearbeitet hat. Schraubstock: Fehlanzeige; Werkbank natürlich ebenso alles wurde auf dem Boden erledigt. Wenigstens hatte er eine stabile Flex um das Profil zurecht zu sägen. Auch eine Bohrmaschine musste er sich vom Schreiner nebenan ausleihen und diese war auch schon in die Jahre gekommen. Irgendwann kam er auch noch mit einem Bohrer an. Nach etwa 2 Stunden war das Werk vollbracht und wir fuhren weiter zu einem Campingplatz an der Stadt. Zusammen mit Renate und Hartmut wanderten wir in die alten Stadt, die im übrigen immer noch von ein paar Familien bewohnt wird. Von ganz Oben hatte man einen sehr tollen Blick über die Stadt und dem Flusstal.

 

Am anderen Tag trennten wir uns wieder von Renate und Hartmut. Wir wollten direkt nach Marrakech fahren und die Beiden (oder besser gesagt Hartmut) wollten noch unbedingt eine Piste zu den Ouzoud Wasserfällen befahren. Die hatte es allerdings, wie wir später erfuhren ordentlich in sich.
Auf dem Weg nach Marrakech war es dann wieder so weit. Wir fuhren in eine Radarfalle. 72 statt der erlaubten 60 Stundenkilometer. Von der Erfahrung unserer letzten Begegnung mit der Polizei hatte ich gelernt nur sehr wenig Bargeld im Geldbeutel zu haben. Der Polizist zeigte mir eine Tabelle mit den entsprechenden Geldstrafen. Abzüglich der Toleranz bin ich letztendlich 6 Stundenkilometer zu schnell unterwegs gewesen. 300 Dirham (also etwa 30€) wollte er haben. Ich hatte aber nur 100 Dirham dabei (zumindest im Geldbeutel). Als er nach Euros fragte und ich natürlich auch keine dabei hatte (für ihn zumindest) meinte ich dass ich ja noch eine Visa Karte hätte. Daraufhin nahm der die 100 Dirham, sagte zu mir ich solle vorsichtiger fahren und verabschiedete sich von uns. Glück gehabt. Aber irgendwie war mir natürlich doch nicht so wohl bei der Sache. Immerhin hatte ich den Polizisten bestochen.
Die weitere Fahrt über denTizi-n-Tichka Pass war schon sehr beeindruckend. Immerhin ging es auf über 2200 Meter hoch. Kurve an Kurve. Die Straße war zum Teil recht gut ausgebaut aber an vielen Stellen war der Belag doch noch sehr schlecht. Es wurde aber sehr viel an der Straße gebaut. Am Nachmittag erreichten wir Marrakech und einen Stellplatz direkt an der Medinamauer. Der Parkplatzwächter verlangte 30 Dirham was für Marrakech doch recht günstig war. Natürlich ging es zu Fuß gleich los in die Altstadt und die dortigen Souks da alles sehr nah bei unserem Stellplatz war. Die Souks waren schon sehr beeindruckend. Mehr als 7000 Ladengeschäfte sollen hier auf engstem Raum versammelt sein. Früher waren die Gassen streng nach den einzelnen Zünften getrennt. Heute vermischt sich das aber doch immer mehr. Es ist schon erstaunlich was da alles auf wenigen Quadratmetern angeboten wird. Sicherlich natürlich das Meiste auf Touristen abgestimmt. Gegen Abend erreichten wir dann den Jemaa el-Fna Platz (wörtlich übersetzt heißt er: Platz der Gehängten, denn früher ließen wohl die Sultane an diesem Platz die Köpfe hingerichteter Rebellen zur Schau stellen). Abends bieten dutzende von Ständen  auf diesem Platz gebratene, gegrillte, gekochte und gebackene Köstlichkeiten feil. Es ist schon ein besonderes Schauspiel abends auf diesem Platz. Aber natürlich wird man als Tourist förmlich in diese Fressbuden hineingezogen (und das ist nicht mal übertriebenen denn die Schlepper ziehen einen wirklich an die Tische). Auch wir wurden „Opfer“ einer solchen Attacke (nun zugegeben die Spieße die dort serviert wurden waren auch wirklich sehr verlockend). Wir bestellten noch Salat zu den Spießen und genossen das Essen und die Show Drumherum. Nachdem wir bezahlen wollten kam es allerdings dick. Er wollte 260 Dirham von uns. Nach einem Blick auf die Karte kam ich allerdings auf maximal 160 Dirham. Die hatte ich auch vorsorglich nur im Geldbeutel und so bekam der Besitzer unter großem Protest seinerseits das Geld. Er hatte sich ganz „zufällig“ zu seinen Gunsten verrechnet

Am nächsten Tag ging es dann nochmals in die Altstadt. Wir wollten uns unbedingt das Gerberviertel anschauen. Als wir dieses nach langem Suchen endlich gefunden hatten zeigte uns ein Guide den Ort an dem die Felle gegerbt wurden. Ein bestialischer Gestank, der ein wenig durch die „Berbergasmaske“ (ein Büschel Minzblätter) abgeschwächt wurde verbreitete sich an diesem Ort. Mehr als 3000 Menschen sollen wohl laut Info des Guides ihren Lebensunterhalt in dem Gerberviertel verdienen. Als der „Führer“ dann 100 Dirham von uns wollte war die „Zufälligkeit“ seiner Anwesenheit natürlich zu erklären. Wiederum hatte ich natürlich rein zufällig „nur“ 25 Dirham in der Tasche und wenn die Cooperative so wie von ihm behauptet dieses Geld auch bekommt dann soll uns das recht sein. Wir glauben aber dass der Führer sich das Geld selbst eingesteckt hat.

 

Am nächsten Tag fuhren wir zu einem Campingplatz nahe Marrakech auf dem wir uns mit Renate und Hartmut verabredet hatten. Vorher füllten wir aber noch unsere Weinvorräte auf und ließen unsere leere Gasflasche (11 € für die 11 kg Propangasflasche) füllen. Auf dem Campingplatz konnte ich dann endlich die Winkel am Hochbett anbringen.

 

Am Montag trafen dann Renate und Hartmut ebenfalls ein. Sie hatten ordentlich viel zu erzählen, entpuppte sich doch ihre vermeintliche problemlose Pistenfahrt zu einem Horrortrip bei dem auch einiges an ihrem Wohnmobil (übrigens selbst ausgebaut und sehr sehenswert) zu Bruch ging. Aber so wie die Zwei berichteten hätte es auch noch viel schlimmer sein können. Pünktlich zu ihrer Ankunft fing es dann abends an zu regnen. Nun, wir wollen nicht klagen. Immerhin hatten wir die letzten 8 Wochen immer nur Sonne. Wir grillten im Anhänger (auch eine Premiere) und verbrachten noch einen recht netten Abend zusammen.