Sechstagefahrt

Dienstag 30.9.2014

Eigentlich wollten wir ja schon vor zwei Tagen wieder mit dem Fahrrad los aber: Wir waren am Samstag mit den Fahrrädern noch in der Stadt um ein paar Besorgungen für unsere Tour zu machen. Dann war da noch die Sache mit dem eigentlich leckeren Eis aber dieses Eis räumte Klaus dermaßen den Magen auf bzw. um dass er zwei Tage ziemlich übel aussah. Erst am Montagabend konnte ich wieder feste Nahrung zu mir nehmen. Moni, eine nette Camperin aus Bayern meinte dass sie bei Magenproblemen auf den Genuss von Ouzo schwört. Daraufhin probierte ich diese Medizin und siehe da es wirkte. (Na ja hätte wahrscheinlich auch so geklappt).

Am Dienstag fuhren wir also wieder mit den bepackten Rädern in Richtung Koman, dem Ausgangspunkt der gleichnamigen Fähre. Wir wollten doch unbedingt die Fahrt mit der Komanfähre unternehmen. Die Fahrt dorthin war sehr beeindruckend. Zuerst ging es ziemlich flach dahin. Nach etwa 25km ging es dann mit den Höhenmetern wieder los. Wir genossen die Fahrt obwohl es doch ziemlich auf und ab ging. Die Strecke sind wir im Frühjahr schon einmal mit dem Smart gefahren. Jetzt erst wurde uns so richtig bewusst was wir dem Fahrzeug angetan haben. Die Straße war absolut nicht geeignet für dieses Fahrzeug. Mit den Fahrrädern sah das schon ganz anders aus. Nach knapp sieben Stunden erreichten wir unser Ziel einen kleinen Campingplatz am Fuße der Staumauer. Der Campingplatz war recht urig vor Allem das angeschlossene Restaurant. Der Besitzer hatte es „einfach“ unter der Brücke, die über den Fluss führte gebaut. Auch die Sanitäreinrichtungen waren dort eingebaut. Wir haben dann sehr lecker zu Abend gegessen und fielen total erschöpft in unsere Schlafsäcke.

Mittwoch, 1.10.2014
Wir standen recht früh auf denn wir mussten gleich noch 100 Höhenmeter überwinden um auf den oberen Punkt der Staumauer zu gelangen denn wir wollten doch die Ankunft der Fähre fotografieren. Die Steigung hatte es in sich und auf dem letzten halben Kilometer ging es dann noch durch einen absolut dunklen Tunnel der von einem Soldaten mit Kalaschnikow bewacht wurde. Wir waren natürlich viel zu früh da aber so konnten wir noch ganz gemütlich Kaffee trinken. Unsere Fähre lag schon vor Anker. Der „Kapitän“ wollte vor der Ankunft der vielen Kleinbusse mit Fahrgästen schon mal unsere Räder auf dem Schiff verstauen. Das war alles sehr abenteuerlich. Ein „Matrose“ nahm das Rad, hob es quer über die Sitze nach draußen und der Kapitän, der auf dem Dach des Bootes stand übernahm es mit einer Hand und zog es nach oben. Ihr könnte euch vorstellen wie ich dabei geschwitzt habe. Nicht auszudenken was passiert wäre. Der Stausee war ja hier immerhin 100m tief und die Räder hätten sich sicherlich auch nicht sehr wohl in den Turbinen gefühlt. Verzurren war natürlich auch nicht (ich half verständlicherweise mit meinen Spannbändern nach). Es klappte natürlich alles vorzüglich. Pünktlich um 9 Uhr ging die Fahrt los nachdem noch ein paar Gäste zugestiegen sind. Wir waren insgesamt etwa 15 Fahrgäste, der „Kapitän“ und ein „Matrose“. Die Fahrt war absolut beeindruckend. Vorbei ging es an Felsen die man buchstäblich mit der Hand hätte greifen können. Nach jeder Biegung ein neuer, phantastischer Blick auf die umliegenden Berge. Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus. Die meiste Zeit saßen wir auf dem Dach und genossen diese Fahrt sehr. Nach knapp drei Stunden Fahrt auf der wir ca. 35km zurückgelegt hatten erreichten wir den Fähranleger in Fierze. Die Ausladerei erfolgte dann in umgekehrter Reihenfolge wie beim Einladen. Alles klappte aber vorzüglich. Nachdem wir unsere Räder wieder beladen hatten ging es in Richtung Valbona. Wir wollten allerdings an diesem Tag nicht ganz bis Valbona fahren sondern noch vorher in der nächst größeren Stadt übernachten. In Bajram Curri fanden wir dann auch ein ziemlich neues Hotel und wir bekamen ein nettes Zimmer hoch ober über der Stadt mit einen tollen Ausblick auf die umliegenden Berge in Richtung Kosovo. 20€ für die Nacht waren ok. Da wir schon sehr früh am Nachmittag ankamen schlenderten wir noch ein wenig durch die Stadt, aßen in einem Lokal zu Abend (leider nicht ganz so gut wie wir das bisher gewohnt waren) und fielen wieder recht früh ins Bett.

Donnerstag, 2.10.2014

Für den heutigen Tag hatten wir die Anfahrt ins Valbonatal geplant. Nicht allzu viele Kilometer aber doch nur den Berg hoch. Die ersten Kilometer waren noch guter bis sehr guter Asphalt doch dann kamen ca. 8km Schotter. Manche Stellen konnten wir nur schiebend überwinden. Nach etwa 2.5h reiner Fahrtzeit und knapp 800 Höhenmeter hatten wir unser Ziel in Valbona erreicht. Wir bekamen in einem sehr netten Gasthaus ein tolles Zimmer mit super Blick auf die umliegenden Berge. Am Abend mussten wir einen kleinen Abstieg zum angegliederten Restaurant machen und aßen dort vorzüglich. Ganz romantisch bei Kerzenlicht denn der Strom fiel aus.

Freitag, 3.10.2014

Der Blick aus dem Fenster verhieß nichts Gutes. Es regnete ordentlich. Da kam natürlich keine richtige Freude auf. Am Restaurant angekommen bekamen wir noch ein super tolles Frühstück serviert. Für heute hatten wir uns eine ziemlich lange Etappe vorgenommen. Nicko, der Besitzer des Campingplatzes am Shkodra Resort hatte uns den Tipp zur wohl einzigen Übernachtungsmöglichkeit auf dieser Strecke gegeben. Leider konnte er nicht exakt sagen wo genau das Hotel Alpin lag. Aber wir könnten es wohl nicht verfehlen.
Also ging es frisch gestärkt nach dem Frühstück los. Die ersten Kilometer waren die reinste Freude, es ging nur Bergab. Leider kam dann ja recht bald die Schotterstrecke auf der wir nur sehr langsam vorwärts kamen. Die Räder waren am Ende dieser Strecke natürlich total zugesaut. Kurz bevor die Asphaltstrecke los ging konnte ich die Räder mit einem zur Baustelle gehörenden Wasserschlauch wenigstens vom gröbsten Dreck befreien. Gott sei Dank hatte auch der Regen aufgehört und so konnten wir die letzten Kilometer bis zum Ende des Komanstausees immer schön den Berg abwärts fahren. Nachdem wir den Stausee erreicht hatten und damit die Anlegestelle der Komanfähre ging es am Stausee entlang auf die nächste Staumauer zu. Diese war doch sehr beeindruckend und wir mussten dort hinauf. Nach fast 200 Höhenmetern standen wir oberhalb der Staumauer. Mit den Kraftwerken die durch das Aufstauen der Drin an mehreren Stellen gebaut wurden deckt Albanien noch immer fast den gesamten Strombedarf des Landes. Die Kraftwerke wurden in den 1970 Jahren gebaut. Nach fast 500 Höhenmetern hatten wir die ersten groben Steigungen bewältigt. Die weitere Fahrt war wirklich sagenhaft. Immer wieder konnten wir den unter uns liegenden Stausee sehen. Dieser hatte natürlich sehr viele Zuflüssen was für uns bedeutete dass wir jedes Mal, wenn wir in ein Tal einbogen natürlich wieder zu diesen Flüssen „runter“ fahren durften, dann aber genauso wieder hinauf. Und es waren sehr sehr viele Zuflüsse. Es war buchstäblich eine Berg und Talfahrt. Leider war das Ende der Tour nicht vorauszusehen da wir ja den genauen Ort des Hotels nicht kannten. Und so zog es sich natürlich sehr in die Länge und natürlich in die Knochen. Endlich, nach fast 70km sahen wir das erste Hinweisschild zu dem besagten Hotel. Danach ging es natürlich umso besser voran. Nach 10 Stunden, 75km und mehr als 1500 Höhenmetern konnten wir endlich das angekündigte Hotel sehen. Für 20€ bekamen wir ein tolles Zimmer, unsere Räder eine schöne Unterstellmöglichkeit und wir noch ein super Abendessen. Silke hatte schon seit gestern Probleme mit dem Magen und konnte leider nicht allzu viel von dem Essen genießen. Hinzu kam die Anstrengung so dass sie ganz schön fertig war.

Samstag, 4.10.2014

Es war richtig kalt als wir am Morgen wieder auf die Räder stiegen. Bald sollte es uns aber wieder warm werden, denn es ging nach einer schönen Bergabfahrt auch wieder aufwärts. Zuerst mal 100m dann kam eine Stelle mit 250m und ganz zum Schluss, als wir eigentlich nur noch eine Strecke von 15km vor uns hatten kamen dann nochmals 500m hinzu. Gegen Mittag riss die Wolkendecke auf und die Sonne lachte wieder vom Himmel. Uns wurde allerdings auch so ganz schön warm. Angekommen an unserem Ziel fragten wir junge Leute in der Stadt ob es denn außer dem Hotel noch ein Gasthaus gibt. Nach einem kurzen Telefonat hatten sie den Besitzer eines Gasthauses aktiviert und dieser kam dann nach ein paar Minuten mit seinem alten klapprigen Mercedes Bus und fuhr die Strecke bis zum Gasthaus vor, wir folgten unauffällig mit dem Rad. Nach etwa einem Kilometer hatten wir das Gasthaus erreicht. Leider bekamen wir im eigentlichen Gasthaus keinen Platz weil eine Hochzeitsgesellschaft alle Zimmer belegt hatte. Wir bekamen im Nebengebäude, im Wohnhaus des Besitzers ein Zimmer mit zwei Betten. Gut dass wir unsere Schlafsäcke dabei hatten. Wir saßen noch sehr lange auf der Terrasse des Restaurants und genossen die Abendsonne. Als es kälter wurde nahmen wir im Gastzimmer Platz. Dort war schon der Kamin eingeheizt und es war richtig schön angenehm warm. Dann bekamen wir frisch gegrilltes Fleisch mit entsprechenden Beilagen serviert. Das Fleisch wurde kurz vorher neben uns im Kamin gegrillt. Hhm lecker.

Sonntag, 5.10.2014

Am Morgen bekamen wir ein tolles Frühstück im Kaminzimmer serviert. Nach dem Aufrödeln ging es auf die letzte Etappe. Die sollte jetzt ja eigentlich nur noch den Berg runter gehen. Wir mussten natürlich schon noch mal den Berg hinauf aber das war eigentlich nur zum Aufwärmen. 200 Höhenmeter machen wir doch fast mit links. Nach etwa 40km erreichten wir den Ausgangspunkt, die Zufahrt zur Komanfähre. Der Kreis hatte sich geschlossen. Nach weiteren 20 km erreichten wir wieder unseren Campingplatz und damit die Aussicht auf ein leckeres Abendessen, eine tolle warme Dusche und einen gemütlichen Abend im Wohnmobil, es war ja schließlich Sonntagabend und damit „Tatort Time“.

Fazit:

Wir haben in den sechs Tagen Dinge gesehen und erlebt die wir sicherlich vom Fahrzeug aus nicht mitbekommen hätten, geschweige denn überhaupt hätten erleben können (Komanfähre). Die Nähe zu den Leuten ist ganz anders als durch die Scheiben des Autos. Sicher, die Anstrengung ist natürlich auch da aber die Belohnung es geschafft zu haben ist nicht von der Hand zu weisen. Grundsätzlich ist Fahrradfahren in Albanien, genauso wie eben auch Autofahren schon etwas anderes als z.B. in Deutschland. Auf der nach oben offenen Beliebtheitsskala der Verkehrsteilnehmer steht das Fahrrad sicher nicht oben. Da sind Eselskarren noch weiter vorn. Aber das weiß man und versucht sich entsprechend zu verhalten. Land und Leute zu erleben kann man allerdings wirklich sehr gut mit dem Rad. Wir sind sehr froh die Räder mitgenommen zu haben. (Der Smart ist bisher noch keinen Kilometer gefahren, hoffentlich ist er nicht beleidigt).
An der Übersetzung der Räder müssen wir noch etwas ändern. Wir sind lange Strecken immer nur zwischen dem 1. Und 3. Gang gefahren und wünschten uns eine kürzere Übersetzung. Weiß gar nicht warum die Schaltung unserer Räder 14 Gänge hat wenn wir doch nur die ersten drei Gänge benutzt haben. Wir werden wohl vorne noch einen kleineren Zahnkranz installieren, aber das hat ja noch Zeit bis wir wieder zu Hause sind. Grundsätzlich ist aber die Rholoffnabe sehr sehr gut. Das war mit die Beste Entscheidung bei der Auswahl unserer Räder.

Hier noch etwas zur Statistik :

Gesamtstrecke: 330km
Anstieg: 5400m
Max. Höhe: 945m


und hier ist ein Link zu Google Maps mit unserer Route



Weiterfahrt

Montag, 6.10.2014

Die Wetteraussichten für die nächsten Tage verhießen nichts Gutes. Es sollte ordentlich Regen mit Sturm geben. Nachts fing es dann leicht zu regnen an. Am Montagmorgen beschlossen wir doch kurzfristig lieber den Regen beim Fahren als auf dem Campingplatz auszusitzen bzw. zu fahren. Nachdem alles wieder verstaut war ging es dann bei einsetzendem leichtem Regen los. Die Fahrt durch Tirana war wie schon im Frühjahr sehr gewöhnungsbedürftig. Da wird schnell mal eine dreispurige Straße in eine fünfspurige verwandelt, was dem Fortkommen aber natürlich nicht förderlich ist. Außerdem regnete es in Strömen. Nach fast zwei Stunden hatten wir es geschafft. Dann ging es Richtung Elbasan und weiter Richtung Ohridsee. Wir wollten dort ein paar Tage stehen und ein paar Touren mit den Rädern unternehmen. Die Straße dorthin war recht gut wurde dann allerdings zusehends schlechter bis miserabel. Ohne Vorwarnung gab es plötzlich keinen Asphalt mehr sondern nur noch Schotter und eine üble Schlaglochpiste. Die Amis sagen dazu pot-hole was den Zustand dieser Straße eigentlich viel besser trifft. Der „angepriesene“ Campingplatz fiel allerdings der Zufahrtsmöglichkeiten in Anbetracht des sehr starken Regens zum Opfer. Wir fanden dann in unserem Stellplatzführer noch einen Platz in der Nähe der mazedonischen Grenze. Die Fahrt durch die Stadt Pogradec, am südlichen Ende des Ohridsees gestaltete sich allerdings auch als sehr abenteuerlich zumal es anfing dunkel zu werden und die Straßen in einem erbärmlichen Zustand waren. Am Platz angekommen mussten wir feststellen, dass der Campingplatz geschlossen war. Wir konnten aber auf dem Parkplatz vor dem Platz sehr gut stehen mit tollem Blick auf den See. Natürlich konnten wir diesen Blick erst morgens genießen. Nach einem leckeren Abendessen im Wohnmobil krochen wir auch wieder zeitig ins Bett.

Dienstag 7.10.2104

Wir entschlossen uns in Anbetracht der Wetterlage doch wieder Richtung Meer zu fahren und fuhren wieder die schlechten Straßen durch die Stadt in Richtung Korca. Am Ende der Stadt und nach einer Serpentinenfahrt gelangten wir auf eine Hochebene mit einer wirklich sehr gut ausgebauten Straße. Bei der Fahrt durch Korca ging es an einem recht interessanten Markt entlang. Leider haben wir keine Möglichkeit gefunden das Wohnmobil abzustellen. Wäre sicherlich sehr interessant gewesen. Die Weiterfahrt gestaltete sich als, sagen wir mal sehr abenteuerlich. Die Straße war in der Karte eigentlich als nicht so schlecht eingezeichnet. Zumindest hatte sie auf dem Papier die gleichen Eigenschaften die wir von anderer Stellte her kannten. Sollte also machbar sein. Allerdings war die Straße in einem sehr schlechten Zustand und teilweise ging es recht ordentlich in die Höhe. Der erste Gang war oft die letzte Rettung. Nicht wegen der Steigung sondern schon eher wegen dem Zustand der Straße. Nach etwa 100km und gefühlten 12 Stunden erreichten wir einen kleinen Campingplatz auf dem wir die Nacht verbrachten.