Von Pandas und unserer ersten Zugfahrt in China

Unser nächstes Ziel war Chengdu, eine 15 Millionen Stadt. Wir wollten uns die Fahrt in diese unbekannte Stadt mit den Rädern ersparen und fuhren die 150 km mit dem Bus. Leider mussten wir in einem Busbahnhof aussteigen der vom Zentrum noch 10 km entfernt war. Also doch mit den Rädern in diese riesige Stadt. Es ging aber doch besser als erwartet. Wir fanden dann nach einigem längeren Suchen und im Kreis fahren ein Hotel. 

Der erste Tag, es war Samstag gehörte einem „Muss“ für Chengdu. Die Pandaaufzuchtstation. Wir fuhren dorthin mit der U-Bahn was im übrigen sehr einfach und auch sehr billig ist. Für gerade mal 

50 Eurocent ging es zur Station. Dort angekommen traf uns fast der Schlag. Mit uns waren gefühlt die restlichen 15 Millionen Einwohner der Stadt in dem Park. Das kann ja heiter werden. Wir schlenderten durch den Park und konnten auch den ein oder anderen Panda sehen. Aber Fotografieren war so eine Sache. Man musste sich an tauseden Chinesen vorbei mogeln die alle mit ihrem Handy und dem obligatorischen Selfiestick bewaffnet waren. Zum Glück sind die meisten Chinesen nicht ganz so groß so dass ich doch das ein oder andere Bild von den Pandas schießen konnte.

Am Abend dann noch ein weiteres Highlight. Es ging in die Sichuanoper, ein berühmtes, jahrhundertealtes Theater. Die rund anderthalbstündige Shows zu der Musik, Schattenspiel und das berühmte Feuerschlucken und Maskenwechseln gehören war sein Eintritt allemal wert.

 

 

Nachdem wir schon in der Stadt mit Rädern unterwegs waren trauten wir uns dann doch in das ca. 70 km entfernte Dujiangyan zu radeln. Dujiangyan deswegen weil wir uns dort ein mehr als 2000 Jahre altes Bewässerungssystem anzuschauen wollten das immerhin im Unesco Weltkulturerbe aufgenommen ist. Das Wasserprojekt aus der Qin-Dynastie (256 v. Chr. vollendet) ist das älteste und einzig erhaltene dammfreie Bewässerungssystem der Welt und wird noch immer zur Regulierung des Wasserstands des Min Jiang genutzt. Es war schon sehr beeindrucken was die Chinesen vor mehr als 2000 Jahren im Stande waren zu bauen und das heute immer noch funktioniert.

 

 

Weiter ging es dann in Richtung Guangyuan. Von dort wollten wir mit Bus oder Zug nach Xi’an. Leni hatte uns, nachdem wir ihr berichteten dass wir nach Xi’an fahren wollen gefragt ob wir ihre Freundin Lucie, die sie von ihrem China Projekt her kannte und mittlerweile eine gute Freundin von ihr geworden ist besuchen wollen. Natürlich wollten wir das machen da wir Lucie auch schon von Deutschland her kennen. Nachdem der Kontakt über WeChat (das ist das chinesische Pendant zu WhatsApp; später noch mehr darüber) hergestellt hatten hatten wir regelmäßig Austausch mit ihr. Das reichte von Hotelangeboten in Xi’an bis zu möglichen Besorgen von Tickets für den Zug. Es war einfach umwerfend was Lucie für uns im Vorfeld bereits erledigt hatte. 

Nun, der Plan war einige Kilometer noch mit dem Rad zurückzulegen und dann entweder per Bus oder Zug weiterzufahren. Unsere zweite Etappe in dieser Richtung ging bis in eine Stadt namens Jiangyou. Als wir morgens dann die Stadt verlassen wollten kam alles anders als geplant. Noch innerhalb der Stadt, wir fuhren auf dem Fahrradweg, der natürlich auch von Rollern, Fußgängern, Dreirädern und was weiß ich noch alles benutzt wird kam uns ein Rollerfahrer entgegen. Natürlich entgegen der Fahrtrichtung was hier in China absolut üblich ist. Dieser wollte links abbiegen, tat dies auch übersah dabei aber Silke mit ihrem Fahrrad. Der Zusammenstoß war unvermeidlich. Er fuhr direkt in Silkes Fahrrad. Sie konnte zwar bremsen und zum Glück fiel sie dabei nicht vom Rad sonst wäre sicherlich schlimmeres passiert. Bis ich dann wieder zurück fuhr war der Rollerfahrer natürlich verschwunden und Silke saß mit schmerzverzerrtem Gesicht am Straßenrand. Nachdem wir Salbe und einen Verband um ihre Hand gebunden hatten, das Schauspiel wurde natürlich von Dutzenden Chinesen begutachtet ging es weiter. Silke klagte aber immer mehr über Schmerzen in der Schulter so dass wir uns entschlossen doch schon mit dem Zug oder Bus weiterzufahren. Zuerst ging es mal zum Bahnhof der in dieser Stadt ziemlich groß war. Nachdem ich versucht hatte ein Ticket zu bekommen war eine Fahrt nach Xi’an angeblich nur mit dem Hochgeschwindigkeitszug möglich. Dies scheidet natürlich aus denn wir können in diesen Zügen, genau wie in Deutschland in den ICE’s keine Fahrräder mitnehmen. Also zum Busbahnhof. Nachdem wir diesen gefunden hatten stellte sich heraus dass es keinen Bus weder nach Xi’an noch in das nur einige Kilometer entfernte Guangyuan gab. Wir fanden dann mit Hilfe der CtripApp (übrigens sehr empfehlenswert für China) eine Verbindung mit einem „Bummelzug“ nach Xi’an. Leider klappte aus Gründen der Internetverbindung die Onlinebuchung nicht. Also zurück zum Bahnhof. Dort konnte ich dann mit Hilfe der CtripApp die Verbindung nach Xi’an am Schalter buchen. Wir buchten zwei Sitzplätze nach Xi’an und der Zug sollte 13 Stunden brauchen im Gegensatz zum Hochgeschwindigkeitszug, der für die gleiche Strecke nur etwa 3 Stunden benötigt. Nun, wir hatten noch ein paar Stunden Zeit und verbrachten die in einem nahen Café. Gegen 18 Uhr kam uns dann ein glücklicher Zufall in Form einer netten Chinesin, die hervorragend englisch sprach zu Hilfe. Nach dem üblichen woher und wohin fragten wir sie ob es denn Probleme gäbe mit den Rädern im Zug. Sie meinte dass sie uns dann zum Zug begleiten würde und die Sache vor Ort klären. Super. Ein gute Stunde vor Abfahrt des Zuges gingen wir dann gemeinsam zum Eingang, der aber im ersten Stock war. Ein super moderner Bahnhof aber wie soll z.B ein Rollifahrer diese Hürde überwinden? Nun Dank der Chinesin fanden wir schnell eine zuständige Person die nach einigen Telefonaten mit dem Chef und dem ChefChef uns alles klar machte. Wir konnten mit den Rädern auf den Bahnsteig und diese dann im selben Zug mitnehmen. Vorher ging es aber noch durch die in China obligatorische Gepäckkontrolle. Alle Packtaschen mussten vom Rad durch das Röntgengerät. Hierbei fanden sie auch unser Opinel Messer das wir in einer Packtasche hatten. Zuerst wollten sie dass wir das Messer hier lassen. Wir könnten es dann später, bei der Rückkehr wieder in Empfang nehmen ???? Nach einigem Hin und Her und er Hilfe des Managers erklärten sie sich bereit das Messer mit Tesafilm zu „verschließen“. Na ja Hauptsache wir können es mitnehmen. Dass sie mein Messer, das ich am Fahrrad befestigt hatte und wesentlich größer (und damit auch „gefährlicher“) war nicht gesehen hatten war schon ein Wunder. Wir durften dann vor allen anderen Fahrgästen auf den Bahnsteig. Hier in China ist es üblich dass man nur mit einer gültigen Fahrkarte überhaupt in den Warteraum darf und dann auch noch erst nach Aufforderung etwa 10 Minuten bevor der Zug einfährt überhaupt auf den Bahnsteig kann. Der Gepäckwagen war natürlich am Ende des Zuges und wir gingen dann in Begleitung einer Schaffnerin bis dorthin. Nach einigem Palaver seitens der Schaffnerin und dem Beamten im Gepäckwagen durften wir die Räder in den Wagon bringen. Geschafft. Nachdem der Zug abgefahren war mussten wir noch ein paar Minuten auf den Schaffner warten der uns dann die Tür zu den anderen Wagons aufschloss und wir uns durch gefühlte 50 Wagen (es waren exakt 16) bis zu unserem Platz begaben. Die Fahrt war ganz schön anstrengend. Wir konnten kaum schlafen. Irgendwann gegen 9 Uhr morgens kamen wir dann in Xi’an an, entluden unsere Räder (von der Kante des Gepäckwagens bis zu Bahnsteigkante waren es bestimmt mehr als einen Meter) und suchten dann ein Hotel. Zuerst wollten wir einfach nur in Nähe des Bahnhofs ein Hotel suchen um einfach zu schlafen. Dies war allerdings nicht ganz so einfach denn wir klopften sicherlich fünf verschieden Hotels ab und alle hatten keine Erlaubnis Ausländer aufzunehmen. Dann fuhren wir doch in das von Lucie empfohlen Hostel (es war gar nicht mal so weit entfern). Zu unserer Überraschung konnten wir noch einen super Preis aushandeln (oder hatte das Lucie schon für uns gemacht?) und fielen dann recht müde ins Bett immerhin waren wir seit mehr als 30 Stunden auf den Beinen.

 

Jede Möglichkeit ein Auge zu zumachen wird genutzt
Jede Möglichkeit ein Auge zu zumachen wird genutzt

Kommentare: 2
  • #2

    Silke und Klaus (Dienstag, 01 Mai 2018 14:50)

    Na da ward ihr drei ja wirklich sehr schnell. Unser "Senden"-Button war noch warm!
    LG aus Kashgar
    Silke und Klaus

  • #1

    Heidi, Gabi,Reini (Dienstag, 01 Mai 2018 13:53)

    Haben eben gerade euren Beitrag Top aktuell gelesen. Sehr spannend.
    Hier haben wir einen kalten und stürmischen 1 Mai.
    Wir freuen uns schon auf unsere Paddeltour aber ihr habt ja was besseres vor,!,