Von Höhenkrankheit und nem Speicher Super GAU

 

Bevor ich zu der Überschrift komme fange ich aber von vorne an.

Die zwei Tage am Lugu Lake haben wir sehr genossen. Wir wollten weiter nach Shangri La was Luftlinie etwa 100 km entsprach hätten aber vom See einen ordentlichen Schlenker von fast 400 km radeln müssen zumal auch noch mit ordentlich Bergen dazwischen. So, jetzt kommen drei Ausreden für die Fahrt vom See nach Shangri La und ihr könnt euch eine aussuchen.

  • -Silke hatte nach der mühsamen Schiebeaktion Probleme mit dem Knie
  • -wir wollten noch nicht die 4000 Meter Marke knacken
  • -Klaus hatte am letzten Abend ordentlich Probleme mit Magen-Darm

Auf jeden Fall nahmen wir morgens einen Bus von Lige zurück nach Lijiang. Dort hatten wir Glück und erwischten noch einen letzten Bus nach Shangri La. Abends, es wurde schon langsam Dunkel erreichten wir schließlich Shangri La, das auf 3200 Metern Höhe liegt. Die ersten Meter wieder mit dem Fahrrad zu einer Unterkunft waren schon ganz schön anstrengend und wir klagten beide über Kopfschmerzen. Mitten in der Altstadt fanden wir dann ein recht nettes Zimmer das sogar über eine Heizung verfügte. Welch ein Luxus denn in der Höhe war es schon ordentlich kalt. Am nächsten Morgen versprach der Blick aus dem Fenster wettertechnisch zwar nichts gutes aber gegenüber entdeckten wir ein Café das mit frischem Baguette warb. Das ließen wir uns natürlich nicht entgegen und genossen richtig guten Kaffee mit frischem Baguette und selbstgemachter Marmelade.

 

Am 11. Januar 2014 vernichtete ein Feuer einen Großteil der Altstadt von Shangri-La und hinterließ von den schönsten Touristenattraktionen nichts als ein Häufchen Asche. Ursache des Brands war eine schadhafte Stromleitung in einer Pension. Als das Feuer Fuß gefasst hatte, hatte die Altstadt – ein dichtes Gewirr aus schmalen, gewundenen Gassen und Holzhäusern – nicht die geringste Chance. Etwa 260 Gebäude, darunter 40 Pensionen, wurden zerstört. Zum Glück gab es keine Toten, was der von der Feuerwehr eingeleiteten sofortigen Evakuierung des Gebiets zu verdanken ist. Weniger ruhmvoll war die Ankunft der Löschwagen ohne Wasser, sodass sie umkehren und erst ihre Tanks am nächsten Fluss auffüllen mussten. Shangri-La wurde in nur sehr kurzer Zeit wieder völlig aufgebaut, man hat nicht das Gefühl dass der Brand „erst“ vier Jahre her ist.

 

 

In Shangri-La  weht bereits tibetische Luft, die angesichts der Höhe von 3200 m recht dünn ist was wir gestern ja an unseren Kopfschmerzen erfahren hatten. Mittlerweile waren diese aber abgeklungen und wir fühlten uns recht gut. Allerdings war es recht kalt und Nachmittags ging der leichte Regen auch schon in leichten Schneefall über. Wir „verzogen“ uns dann in unser geheiztes Zimmer und ich wollte die letzten Bilder von der Kamera auf die externe Festplatte übertragen. Zuerst war alles ganz normal und nach ein paar Minuten war plötzlich die externe Platte weg, d.h der Rechner meldete mir dass die Platte entfernt wurde. Nun das hat sie manchmal wenn der Stecker nicht richtig sitzt. Also alles nochmals von vorn mit dem selben Ergebnis. Die Festplatte konnte nicht mehr gelesen werden. Auch einige weitere Versuche schlugen leider fehl. Der Rechner konnte die externe Festplatte nicht mehr erkennen.

         Super GAU

denn auf dieser Festplatte sind all unsere Bilder der letzten Jahre gespeichert. Sicher, ich habe zu Hause noch eine Kopie der Daten aber das nutzt mir hier herzlich wenig. Die Bilder der aktuellen Tour waren zum Glück noch auf der SD-Karte der Kamera so dass ich wenigstens damit weiterkomme. Allerdings ist das schon sehr schmerzlich. Sicher, jeder könnte behaupten warum ich keine Sicherungskopie meiner Daten anlege. Nun, die Überlegung eine zusätzliche Sicherungsplatte mitzuschleppen scheiterte an zwei Dingen. Erstens Gewicht und Platz und zweitens ist die Backupplatte eine mechanische, also ein „richtiges“ Laufwerk und dies wollte ich eigentlich vermeiden zumal mein Rechner und die externe Platte beide SSD-Laufwerke haben also keine Mechanik. 

Falls jemand einen guten Tipp hat wie ich die Platte hier in China doch noch die Reihe bringen kann immer her damit. Ach ja, der Rechner ist ein MacBook.

Ich konnte mir noch mit Hilfe einer recht gut englisch sprechenden Chinesin und deren Freund eine neue SSD-Platte besorgen so dass ich wenigstens die weiteren Bilder wie gewohnt sichern kann.

Am Abend fanden wir ein recht nettes kleines Restaurant in dem Nudeln von Hand gezogen werden. Ein tolles Schauspiel wie aus einem „Klumpen“ Nudelteig nur durch rollen und Drehen in der Luft mit der Zeit Nudeln in der Form von Spaghetti gemacht werden.

Am letzten Abend klopft es an unserer Zimmertür. Draußen stehen Sylvia und Arjan aus Holland die ebenfalls mit dem Rad unterwegs sind, auf dem Heimweg nach Holland nach dem Motto: „Cycling home for Christmas“ (übrigens ihre Facebook Seite). Gestartet sind die Beiden in Australien und Neuseeland und danach sind sie von Dali quasi auf unseren „Spuren“ gefahren. Wir verbrachten einen wirklich sehr netten Abend mit den Beiden und hoffen sie auf der Tour nochmals zu treffen da sie ungefähr unsere geplante Route fahren wollen.

Am Morgen ging es dann wieder auf die Räder und raus aus der Stadt. Es sind unsere ersten Kilometer in mehr als 3000 Meter Höhe. Zunächst geht es über zwei „Buckel“ hinauf auf 3600 Meter. Von dort erwartet uns eine sehr lange Abfahrt hinunter nach Benzilan. Welch ein Vergnügen auf fast 50 Kilometer nur bergab. Allerdings sind auf der Abfahrt vier Tunnel die leider nicht beleuchtet waren. In Benzilan überqueren wir den Jinsha (Jangtse) auf einer Hängebrücke und wollen diesem Fluss in Richtung Norden die nächsten Tage folgen. Der Jangtse ist mit 6300 km Chinas längster Fluss und rangiert weltweit immerhin auf Nummer 3. Die Fahrt entlang des Flusses war sehr beeindruckend. Sicher, die Schlucht ist nicht so tief wie die Tigersprungschlucht, die wir zwei Wochen zuvor geradelt sind aber da wir meist sehr nah am Fluss fuhren war dies doch wesentlich eindrucksvoller.

 

 

Je weiter wir nach Norden kamen desto enger wurde das Tal. Auf unserer Karte war eigentlich eine Straße eingezeichnet die immer am Fluss entlang ging. Leider war dies nicht ganz richtig denn nach etwa 100 km mussten wir einen Schwenk nach Westen einschlagen, mit den „üblichen“ Höhenmetern und gelangten in kleines Dorf Yangla welches wie Shangri La auf 3200 Metern liegt. Als wir abends durch das Dorf schlenderten und in einem kleinen Geschäft noch etwas einkauften kamen drei Polizisten in den Laden und forderten uns auf in die dortige Polizeistation mitzukommen. Die Kommunikation war übrigens sehr interessant. Da die Polizisten kein Englisch sprachen und wir natürlich auch kein Chinesisch ging die Konversation mittels Telefon und einer Freundin - oder was auch immer - des Polizisten die recht gut englisch sprach. Die Polizisten wollten unsere Pässe und machten sich ebenfalls Kopien von den Pässen und den Visa. Dass sie dabei das Visum von Myanmar kopierten fiel ihnen wohl erst später auf als wir nochmals ins Dorf zum Essen gingen kopierten sie dann das richtige, chinesische Visum. Die Polizisten gaben uns - übrigens sehr freundlich und höflich - zu verstehen dass wir zurück nach Benzilan fahren müssen um nach Litang, unserem nächsten Ziel zu kommen. Das war natürlich nicht sehr angenehm zu hören und hätte für uns einen Umweg von mindestens 300 Kilometer bedeutet. Mit sehr gemischten Gefühlen gingen wir anschließend zu Bett. 

Silke hatte an diesem Abend die ersten Beschwerden bezüglich der Höhe in der wir uns befanden und das sollte am nächsten Tag noch wesentlich schlimmer werden. Sie klagte über Herzrasen und sobald sie sich flach legen wollte wurde ihr sehr übel. Wir schoben dies anfangs noch auf die Flasche Wein die wir zum Abendessen tranken aber wie schon gesagt wurde dies am nächsten Tag noch viel schlimmer.

 

Am nächsten Morgen, Silke hatte kaum ein Auge zugetan gingen wir vor dem Frühstück nochmals zur Polizeistation und fragten einen Polizisten ob wir denn weiterfahren dürften, immerhin befanden wir uns ja an der Grenze zu Tibet und da verstehen die Chinesen keinen Spass. Der Polizist gab uns zu verstehen dass die Strecke, die wir geplant hatten nicht gesperrt sei also fuhren wir doch unsere geplante Route. In der Nacht hatte es bis auf 3000 Meter herunter geschneit und der Blick auf die umliegenden 5000’er war schon sehr beeindruckend. Zuerst mal ging es von 3200 Meter auf 2500 Meter runter um dann aber gleich wieder in die Höhe zu gehen. Naviki hatte uns eine Höhe von 4200 Meter vorausgesagt. Leider war die Straße als es wieder nach oben ging, zumindest die ersten Meter Schotter und Geröll. Silke hielt deswegen einen kleinen Bus an der zufällig vorbeikam. Die beiden Männer, die in dem Bus saßen nahmen uns samt Räder und Gepäck etwa 3 km mit nach oben. Zum Glück war die Straße nur auf den ersten Metern nicht geteert und so fuhren wir dann, mit vielen Pausen bis auf 3600 Meter. Es war zwar erst gegen 14:00 Uhr aber Silke hatte plötzlich wieder diese Panikattacken und erneut Herzrasen. Wir entschlossen uns eine Pause zu machen und evtl. per Anhalter über den Pass zu kommen. Der Verkehr war auf dieser sehr schmalen Straße allerdings sehr spärlich. Vielleicht 10 Fahrzeuge waren an diesem Nachmittag auf dem Weg nach oben von denen keiner der Fahrer uns mitnehmen wollte. Silke ging es mittlerweile, nachdem wir auch etwas gegessen hatten wieder besser so dass wir uns entschlossen unser Zelt aufzubauen. Langsam wurde es dunkel und wir verkrochen uns in unsere Schlafsäcke. Silke bekam dann plötzlich, sobald sie sich flach legen wollte erneut Panikattacken die sie an ein Schlafen nicht denken ließen. Jetzt war für uns dann doch klar dass sie an der Höhenkrankheit litt. Die Symptome wie Schlafstörung, Herzrasen, Kopfschmerzen deuteten doch sehr darauf hin. Sie nahm dann noch eine Tablette. An einen Abstieg in geringere Höhe war nicht mehr zu denken zumal es schon ziemlich spät und auch dunkel wurde. Auch hätten wir zwar auf 2500 Meter hinunter fahren können aber von dort gab es nur mehr die Auffahrt auf 3200 Meter. Nachdem sie den Kopf mit ein paar zusätzlichen Kissen höher legte konnte sie einigermaßen schlafen. Auch war die Nacht mit sicherlich Minus fünf Grad auch nicht gerade angenehm. Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen und fuhren hinunter ins Tal. Unten angekommen halfen uns ein paar Einheimische einen Pickup anzuhalten der Silke und unser Gepäck nach oben brachte. Wir wollten so schnell wie möglich auf geringere Höhen kommen.

 

 

Am nächsten Morgen konnten wir mit dem Bus zurück nach Shangri La fahren. Dort erwischten wir noch einen Bus der uns bis Lijiang, auf 2400 Meter brachte. Von dort ging es dann am nächsten Tag mit dem Bus 450 Kilometer weiter nach Xichang, auf 1500 Meter.

Eigentlich hatten wir uns, wie empfohlen langsam auf die Höhen vorbereitet. Wir waren drei Nächte in Lijiang (2400 Meter). Danach ging es an den Lugu Lake (2700 Meter) ebenfalls drei Nächte. Anschließend für drei Nächte nach Shangri La (3200 Meter). 

Wir werden unsere Route jetzt dahingehend ändern dass wir eben nicht mehr so hoch hinaus wollen und wir sind sicher dass dieser Schritt der vernünftigste ist.

Silke geht es übrigens wieder sehr gut.

 

 

PS im nächsten Bericht geht es um den Polizeistaat und um ein Polizeitaxi. Es bleibt spannend.

 

Blick von Yangla
Blick von Yangla

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Kommentare: 3
  • #1

    Volker Weidemann (Sonntag, 08 April 2018 11:00)

    Habe schon sehnsüchtig au Nachrichten von Euch gewartet. Die Letzte Watt-app vom 2. April war noch nicht beantworte und daraufhin habe ich mir Sorgen gemacht. Bitte seit Vorsichtig und passt auf Euch auf.
    Dein großer Bruder und kleiner Schwager

  • #2

    Silke und Klaus (Sonntag, 08 April 2018 11:11)

    @Volker und alle die keine WhatsApp Nachrichten von Silke bekommen
    China hat die Seiten von Google und alles was damit zusammenhängt (auch WhatsApp) gesperrt. Manchmal gelingt es uns über sog. VPN-Tunnels dies zu umgehen. Dies funktioniert allerdings mit Silkes Handy seit einiger Zeit nicht mehr. Ein Update würde etwas bringen aber dies ist leider hier nicht möglich.
    Deswegen am Besten über Email (riedelsilke@gmx.de) versuchen
    Silke und Klaus

  • #3

    Susi (Sonntag, 08 April 2018 19:30)

    Es bleibt spannend...Wahnsinn was ihr so erlebt...pass gut auf euch auf