Unsere Unterkunft in Dali hatte eine sehr schöne Dachterrasse auf der wir uns sehr oft aufhielten um uns von den letzten Anstrengungen und vor Allem auch von unserem Beinaheunfall erholten. Wir fanden in der Stadt ein tolles Café in dem es leckeren Cappuccino gab. Da ich seit einigen Tagen Probleme mit dem Tretlager am Fahrrad hatte suchten wir in Dali einen entsprechend ausgerüsteten Fahrradladen. Leider ohne Erfolg. Diesen hatten wir erst einige Etappen später in Lijiang. Nach drei Nächten waren wir wieder heiß auf die Weiterfahrt. Morgens war es jetzt schon richtig kalt, immerhin liegt Dali auf 2000 Metern. Wir verließen Dali in nördlicher Richtung und konnten die ersten Kilometer immer am Erhai See - dem siebtgrößten Binnensee Chinas - entlangradeln. Welch eine Freude zumal es auch ganz ohne Autoverkehr ging und wie gesagt immer sehr dicht am See. Auch ging es immer wieder durch kleine Dörfer mit sehr engen, verwinkelten Gassen. Ohne Navi wären wir ganz schön aufgeschmissen gewesen.

 

In einer kleinen Stadt am nördlichen Ende des Sees konnten wir ein lustiges Schauspiel beobachten. Der Ort war ziemlich bevölkert von chinesischen Touristen. Wir fuhren in die Stadt deren Namen ich natürlich nicht mehr weiß an einem kleinen Tümpel, mehr war das nicht. Dieser Tümpel der etwa 100x20 Meter „groß“ war und in der Mitte eine kleine Insel. In dem Teich waren etwa 10 Boote am Ufer vertaut und etwa 5 dieser Boote, „gefüllt“ mit jeweils etwa 10 Touristen wurden von zwei Männern um diesen Tümpel gerudert, die Insel umrundet und am Ausgangspunkt wieder angelegt. 

Nachdem wir das Ende des Sees nach etwa 45 km erreicht hatten ging es wieder mal bergauf. Nach etwa 200 Höhenmetern war Schluß für heute und wir schlugen unser Zelt an einem recht netten Platz mit herrlicher Aussicht auf das Tal und wenn die Sicht besser gewesen wäre auch auf den Erhai See.

 

 

Nach zwei weitern Tagen mit jeder Menge Berge erreichten wir Lijiang, das auf 2400 Metern liegt. Dort genehmigten wir uns wieder eine kleine Auszeit in einem recht netten Hotel. Lijiang ist berühmt für seine verwinkelte Altstadt und für sein Bergmassiv Yulong Xueshan (Jadedrachen-Schneeberg) dessen höchster Gipfel immerhin auf 5500 Metern liegt und erst 1963 erstbestiegen wurde. Im Sommer fallen dort regelmäßig Horden chinesischer Touristen ein. Für uns war das unser erster 5000’er den wir allerdings erst bei unserer Weiterfahrt sehen konnten. Vorher war er immer im Dunst verborgen. Allerdings hatte der Berg schon was. Besucher der Altstadt müssen einen nicht unerheblichen „Eintrittspreis“ bezahlen. Doch hier hat sich mein Alter endlich mal „rentiert“. Diese Regelung gilt nicht für Personen über 60. Na geht doch. Übrigens gab es diese Regelung auch bei vielen weiteren Attraktionen in China. Am zweiten Abend genehmigten wir uns ein für diese Gegend typisches Abendessen und zwar wird auf einem Tisch in den eine Kochstelle eingelassen ist eine Steinplatte von unten mit Holzkohle erhitzt. Darauf wird dann Gemüse und entsprechende Beilagen gegart. Hhm lecker.

 

Nach zwei Tagen ging es weiter und wie schon vorher geschrieben hatten wir Glück und konnten eine super Blick auf den Jadedrachen Schneeberg bekommen. Immer wieder schauten wir fast ehrfürchtig auf das Bergmassiv zurück. Dann ging es nochmal rauf auf 2600 Metern und von dort mit einer phantastischen Aussicht und einer wunderschönen Strecke von 20 Kilometern auf 1800 Meter. Wir wollten zwar unser Zelt aufschlagen aber fanden nirgends einen guten Platz so dass wir uns spät am Abend noch eine Unterkunft am Beginn der Tigersprungschlucht suchen mussten. Das war unsere bis dahin schlechteste Unterkunft und wir waren wieder froh über unsere Schlafsäcke.

Am nächsten Morgen dann ging es in die Schlucht. Es sollte die bis dahin schönste Tour werden. Die 16 km lange Schlucht ist eine der tiefsten der Welt, sie misst schwindelerregende 3900 m vom Wasser des Jinsha (Jinsha Jiang) bis zu den schneebedeckten Bergen des Haba Shan (Haba-Gebirges) im Westen und des Yulong Xueshan im Osten. Gleich zu Beginn wieder ein Ticketschalter an dem wieder den älteren Menschen Respekt gezollt wird. Ich musste nur die Hälfte des Eintrittspreises bezahlen. Das erste Highlight ist der berühmte Tigersprungstein. Dort soll ein Tiger einst über den Jangtse gesprungen sein, wodurch die Schlucht ihren Namen erhielt. Die vielen Busse die dort standen versprachen allerdings nichts Gutes. Wir stiegen die Treppen hinunter zum Fluß mit gefühlt 5000 chinesischen Touristen hinab. Wer es bequem haben wollte der konnte sich in einer Sänfte für 200 Yuan (etwa 25€) hinunter und wieder hinauf bringen lassen. Danach wurde die Straße durch häufige Erdtrutsche zu unserem Glück für große Busse unpassierbar so dass wir von weiteren Touristen weitgehend verschont blieben. Die Fahrt durch die Schlucht war der Wahnsinn. Die Straße verlief oft mehrer hundert Meter oberhalb des Flusses und wir fuhren meistens recht weit vom Straßenrand entfernt denn es ging, ohne irgendwelche Absperrungen neben der Straße sehr steil hinab. Die Landschaft ringsherum war atemberaubend, wirklich. Der Blick hinauf auf die umliegenden 4 und 5 Tausender machte schon ganz schön ehrfürchtig. Wir hatten in maps.me am Ende der Schlucht eine Fähre entdeckt. Dort wollten wir den Jinsha überqueren. Leider war von oben keine Fähre zu sehen. Dann, kurz bevor wir schon aufgeben wollten war auf einem Stein ein Hinweis auf eine Fähre (in englisch) gepinselt. Wir folgten dem steinigen Pfad immer auf der Suche nach einem Boot. Am Fluss unten angekommen sahen wir am anderen Ufer ein Boot das bei näherer Betrachtung sich als eine Fähre entpuppte. Leider aber auf der anderen Seite und von einem Bootsführer war nichts zu sehen. Wir machten mit Rufen und Pfeifen auf uns Aufmerksam aber keine Reaktion. Nach einer Dreiviertel Stunde kam doch Bewegung in die Sache. Vom anderen Ufer kam ein Schlauchboot mit zwei Passagieren herüber. Der Fährmann lud seine „Fracht“ aus und als er unsere Fahrräder entdeckte kehrte er um und holte eine „richtige“ Fähre. Dort verluden wir die Räder und setzten ans andere Ufer über. Eigentlich wollten wir an Ort uns Stelle unser Zelt aufschlagen aber da ein Gewitter im Anmarsch war und außerdem der Fährmann auch ein kleines Hotel im Ort betrieb war die Entscheidung schnell gefallen die wir nicht bereuten.

 

 

Am nächsten Morgen ging es dann gleich ordentlich zur Sache. Unser erster „Schiebetag“ ging los. Die erste Kilometer waren außerdem noch Schotterpiste so dass es ganz schön anstrengend war. Nach 19 Kilometer und 1000 Höhenmetern waren wir ganz schön am Ende. Wir fanden einen ganz tollen Zeltplatz mit Blick auf die schneebedeckten Berge. Morgens wärmte uns ein kleines Lagerfeuer und machte den Start der nächsten Etappe dann doch recht angenehm. Allerdings war wieder Schieben angesagt. Nach etwa 7 Kilometer erreichten wir die Hauptstraße wo wenigstens wieder Fahren angesagt war. Gegen Mittag erreichten wir ein Dorf auf knapp 3100 Meter wo wir zu Mittag aßen. Leider fing es dann zu regnen an und es wurde ganz schön kalt. Dann ging es auf einer Strecke von 25 km 1500 Höhenmeter runter und zum Glück wurde es immer wärmer je weiter wir hinunter kamen. Auch hörte der Regen langsam auf. An einem Stausee schlugen wir unser Zelt auf.

 

 

Am nächsten Tag ging es „wieder mal“ rauf denn wir hatten noch einen weiteren „Buckel“ auf unserem Höhenprofil. Gegen Abend auf etwa 2600 Metern schlugen wir unser Zelt quasi mitten im Dorf auf denn das Dorf erstreckte sich über mehrere Kilometer und ein Ende war nicht in Sicht. Deshalb fragten wir die Bewohner ob wir unser Zelt hier aufschlagen dürften. Alles kein Problem und am anderen Morgen luden uns die Bewohner sogar noch zum Frühstück ein. Sie wollten kein Geld annehmen. Das Frühstück war auch angebracht denn wir hatten an diesem Tag noch zwei Buckel mit jeweils knapp 3000 Meter zu überwinden.

 

 

Die nächste Nacht sollte die bis dahin kälteste unserer Fahrt werden. Wir schlugen unser Zelt auf etwa 2600 Meter auf und legten uns wie immer recht früh in unsere Schlafsäcke. Als ich morgens das Wasser aus der Flasche in die Teekanne schütten wollte bin ich ganz schön erschrocken. Nachdem ich die Flasche geöffnet hatte gefror schlagartig das Wasser darin. Es muss also weit unter 0 Grad in dieser Nacht gehabt haben. Nur ein Lagerfeuer brachte uns einigermaßen in die Gänge. Es wurde uns auch bald ganz schön warm denn es ging gleich auf den bis dahin höchsten Pass unserer Reise. Nach etwa 2,5 Stunden standen wir auf 3160 Meter und ein paar Meter weiter dann eine super schöne Abfahrt zum Lugu See der auf 2700 Meter liegt. Dort wollen wir uns ein paar Tage erholen.

 

Lugu Lake
Lugu Lake

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Kommentare: 3
  • #1

    conrad Stein (Sonntag, 25 März 2018 16:20)

    Unsere 4monatige Überwinterungszeit in einem Apartment in Spanien - 40 km von Malaga - ist vorbei und wir sind nach 2800 km Fahrt wieder zuhause. Das Wohnmobil ist verkauft und ich fahre jetzt einen Opel-Pkw. Es ist gut wieder mal von Euch zu hören. Gute Weiterfahrt mit interessanten Erlebnissen wünschen Conrad und Helga

  • #2

    JOGI (Montag, 26 März 2018 18:53)

    Mensch klasse, was ihr da macht. wir warten schon mit Spannung auf den nächsten Bericht.
    Klaus, was macht Dein Tretlager. Wieder in Ordnung?

    LG Jogi

  • #3

    Silke und Klaus (Sonntag, 01 April 2018 12:10)

    @ Jogi
    Der nächste Bericht ist in der Mache aber wartet auf besseres Internet.
    Das Tretlager habe ich in Lijiang gewechselt. Fand dort einen guten Fahrradladen der dieses Lager hatte. Wir selbst haben zwar ein Lager als Ersatz dabei das wollte ich aber für Notfälle aufheben. Leider hat das alte "nur" ca. 2000 km gehalten.
    LG Silke und Klaus