Falls ihr noch an einem natürlich sehr subjektiven Fazit unserer Eindrücke von China interessiert seid dann könnt ihr 

hier (FAZIT) nachlesen


 

Eigentlich sollte der letzte Bericht aus China auch der letzte aus China sein aber die Fahrt von Kashgar an die Grenze nach Kirgisistan war doch noch ein kleines Highlight im negativen Sinn.

 

Wir hatten mit dem Organisator der ersten Tour bis zum Imigration Office ausgemacht dass uns der Fahrer um 8:30 Uhr am Hostel abholt. So früh deswegen, weil wir wussten dass die Kontrollstelle eine sehr lange Mittagspause einhält und wir noch vor der Pause an Ort und Stelle sein wollten. Wer natürlich pünktlich am vereinbarten Abholort war das waren wir. Nach fast einer Stunde dann kam endlich der Fahrer. Aber welch eine Überraschung. Im Auto saßen bereits zwei Personen und nach dem ersten Eindruck bezüglich des Fahrzeuges stand schnell fest dass unsere Räder und wir auf keinen Fall noch in das Auto passten. Also guter Rat teuer. Der Fahrer verständigte den Organisator der dann auch schnell da war. Nach einigem Hin und Her dann die Aussage dass ein neues Fahrzeug kommen soll. Dies kam dann auch nach weiteren 45 Minuten. Wir waren schon mehr als zwei Stunden hinter unserer geplanten Abfahrt. Das Fahrzeug war zwar nicht größer aber zumindest waren keine weiteren Personen an Bord. Die Fahrräder passten nur nach einiger Schreiberei (die Vorderräder mussten raus …) in das Fahrzeug. Während ich die Räder vorbereitete sollte der Fahrer zusammen mit Silke zu einer Versicherungsstelle fahren. Ich musste weitere 40 Minuten warten bis die Beiden wieder zurück waren. Nachdem wir dann unsere Räder und Taschen verstaut hatten ging die Fahrt los. Zu unserer Überraschung kam eigentlich nur eine Kontrolle etwa 10 km vor dem Imigration Office. Die hatte es aber in sich. Wir mussten aussteigen und in das Gebäude kommen. Die Kontrolle unserer Pässe gestaltete sich sehr langwierig und die Zeit ran. Plötzlich kam ein Polizist mit unserer Landkarte in der Hand freudestrahlend angetanzt. Diese musste wohl beim Aussteigen aus dem Auto gefallen sein. Er hatte bestimmt gedacht dass er da was ganz gefährliches entdeckt hat. Der Wachhabende wollte dann von uns wissen wozu wir eine Landkarte hätten. Zur Navigation natürlich, aber es dauerte einige Zeit bis er dies akzeptierte. Wozu man sonst eine Landkarte braucht weiß ich eigentlich nicht. Die Kontrolle dauerte bestimmt eine halbe Stunde und die Mittagspause rückte näher. Wir fuhren dann die nächsten 10 km bis zum Imigration Office nur um zu sehen dass die Mittagspause angefangen hatte. Der Wachhabende gab uns zu verstehen dass um 14:30 Uhr die Grenze wieder offen sei. Nun das waren auf meiner Uhr eine knappe Stunde also alles kein Problem zumal ich ja die Räder noch zusammenbauen musste. Nachdem wir etwas gegessen hatten ging es pünktlich zur Kontrolle. Aber da hatten wir nicht die Rechnung mit den verschiedenen Zeiten hier in Kashgar gemacht. Die 14:30 Uhr bezogen sich auf Kirgisische Zeit (Kirgisistan war noch 140 km entfernt) und nicht auf Peking Zeit. Dies bedeutete für uns weitere zwei Stunden warten. Die nächste Kontrolle ging einigermaßen schnell über die Bühne bevor es zur endgültigen Ausreiseformalität ging. Dort wurde dann unser gesamtes Gepäck nochmals geröntgt. Die nächsten 140 km mussten wir wieder ein Taxi benutzen das aber von den Grenzbeamten organisiert wird. Der Fahrer wollte zuerst 400 Yuan was doch recht viel war denn normalerweise bezahlt man etwa 100 Yuan pro Person. Nach einigem Verhandeln mit dem Fahrer und mit Hilfe der Grenzbeamten (die wollten uns natürlich los haben) einigten wir uns auf 300 Yuan. Nachdem wir dann die Räder und unser Gepäck in den Minibus verladen hatten ging die Fahrt los. Nach etwa 10 km dann die nächste Kontrolle die einigermaßen flott vonstatten ging. Die Fahrt zur Grenze war landschaftlich sehr schön. Leider war das Fotografieren verboten. Während der ganzen Fahrt behielt der Fahrer unsere Reisepässe. Dachten die dass wir hier irgendwo aussteigen wollten?. Als wir dann die eigentliche Grenze erreichten war es schon sehr spät. Kurz vor 21 Uhr Pekingzeit. Irgendwie haben die Grenzer und der Fahrer unsere Ankunft schon angekündigt so dass die Kontrolle dort sehr schnell über die Bühne ging. Dann ging es etwa 2 km bis zum Schlagbaum, links und rechts hohe Stacheldrahtzäune. Dort angekommen noch ein kurzer Check und nachdem wir die Räder ausgeladen und bepackt hatten ging es in Richtung Kirgisistan (Kirgistan oder Kirgisistan). Gleich hinter uns wurde das Tor nach China bis zum anderen Morgen geschlossen.

Dann ging es etwa 3 km bis zur Kirgisischen Grenzkontrolle. Aber die macht schon um 18 Uhr Kirgisischer Zeit zu und es war mittlerweile 19 Uhr. Irgendwie musste unser Kommen schon angekündigt worden sein. Auf jeden Fall wurde extra für uns noch die Kontrolle aufgeschlossen, wir wurden wie üblich fotografiert und bekamen unseren Einreisestempel. 

 

Geschafft!

 

 

Im ersten kleinen Geschäft an der Grenze das noch auf hatte konnten wir unsere restlichen Yuan in kirgisische Som umtauschen. Wir fanden dann auch recht bald ein schönes Plätzchen für unser Zelt und krochen recht geschafft in unsere Schlafsäcke.

Der nächste Tag fing mit super tollem Wetter an. Leider hatte Silke ziemliche Schmerzen die sie sich bei der Abfahrt in Kashgar nach einem Sturz (ohne Rad) zugezogen hatte. Nachdem wir im ersten Dorf nach der Grenze ein Hinweisschild zu einem Guesthouse gesehen hatten beschlossen wir dort einen Tag auszuruhen und uns auch wieder an die Höhe zu gewöhnen. Wir waren immerhin auf knapp 3000 Meter. Das Guesthouse war eigentlich ein ganz normales Bauernhaus in dem die Großfamilie lebte. Ein Raum wurde für Gäste bereitgestellt. Im Übernachtungspreis waren sowohl Frühstück als auch Abendessen inbegriffen.

Wir erlebten so recht hautnah das Leben in der Großfamilie. Es war schon alles sehr rustikal. Fließend Wasser, Fehlanzeige; Badezimmer ebenfalls. Toilette im Hof und dann auch sehr sehr rustikal. Aber wir genossen die Stunden hier sehr. Auch hatten wir dank eines Balles recht schnell Kontakt zu den Kindern der Familie. Die Familie erwartet für den nächsten Tag Besuch von weiteren Familienmitgliedern. Dazu wurden natürlich schon die ersten Vorbereitungen - immerhin sollten etwa 30 Gäste kommen - für das Festmahl am anderen Tag getroffen. In der Küche ging es hoch her. Einige Frauen aus der Nachbarschaft halfen der Gastgeberin bei der Herstellung von leckerem Gebäck. Natürlich bekamen wir auch etwas ab. 

 

 

Am nächsten Tag dann ging es in Richtung Sary Tash. Die Fahrt dorthin war zuerst sehr angenehm, sieht man mal von den Anstiegen und der dünnen Luft ab. Allerdings wurde es immer schlimmer. Der Wind nahm beträchtlich zu. Und soll ich schreiben aus welcher Richtung er kam? Natürlich wie immer von vorn. Und dieser Wind war wirklich sehr stark. Wir wussten dass wir einige Höhenmeter machen mussten aber nicht genau wieviel. Endlich, nach mehr als 6 Stunden strampeln, schieben, schimpfen erreichten wir endlich die Passhöhe von immerhin fast 3800 Metern. Von dort ging es dann immer bergab aber nach wie vor mit reichlich Gegenwind. Am Abend fanden wir etwa 15 km vor Sary Tash ein verlassenes Haus ohne Dach das aus Lehmziegel gebaut war. Da es noch immer recht stürmisch war beschlossen wir hier unser Zelt aufzubauen. Es dürfte nur nicht regnen denn der Boden war zwar knochenhart aber immerhin aus Lehm. Der Blick zum Himmel verriet allerdings keinen Regen. Aber wir sind ja keine Meteorologen. Nach dem Essen verkrochen wir uns in unsere Schlafsäcke. Nach etwa 2 Stunden dann plötzlich ein Donnerschlag und einsetzender Regen. Na das kann ja heiter werden. Der Wind nahm dann auch zu einem richtigen Sturm zu und wir sahen in Gedanken schon unser Zelt davonfliegen. Das Wasser sammelte sich natürlich genau unter unserem Zelt oder sollte ich sagen in unserem Zelt. Ich spannt noch unser Zelt mit zusätzlichen Schnüren ab wurde dabei aber recht nass und konnte sehen wie sich der Platz um unser Zelt in eine Schlammwüste verwandelte. Zum Glück lies der Sturm dann irgendwann nach so dass wir auch einigermaßen schlafen konnten. Am nächsten Morgen dann die nächste Überraschung: Schnee auf dem Zelt. Zum Glück regnete bzw. schneite es nicht mehr und wir konnten sogar unsere nassen Sachen zum Trocknen ausbreiten. Ein naher Bach sorgte für genügend Waschwasser um Zelt und diverse Sachen zu reinigen. Gegen Mittag brachen wir mit sauberen und trockenen Sachen in Richtung Sary Tash auf. Kurz vor der Stadt kam uns ein Tourenradler ohne Gepäck entgegen. Es war Juan aus Spanien der wegen Knieproblemen in Sary Tash „abgestiegen“ ist und sich dort erholen will. Er startete im Iran und fuhr den Pamir. So war es natürlich klar dass wir uns abends noch einiges zu erzählen hatten. Wir fanden in Sary Tash ein kleines Guesthouse das von einen älteren Ehepaar geführt wurde. Wir bekamen ein Zimmer und ebenfalls Frühstück und Abendessen, das hier recht lecker war. Leider wurde das Haus überhaupt nicht geheizt und wir saßen mit Daunenjacken beim Abendessen. Plötzlich tauchte der Besitzer mit einem elektrischen Heizer auf und stellte diesen in unser Schlafzimmer. Welche eine Wohltat, immerhin hatten wir vorher 10° im Zimmer gemessen.

 

 

Am nächsten Tag dann der besorgte Blick auf’s Wetter das nicht viel Gutes erwarten ließ. Allerdings waren die ersten Stunden noch recht gut. Zuerst ging es mal wieder 500 Meter rauf um dann bis Osh, unserem nächsten Ziel (fast) nur noch bergab zu gehen. Aber wir haben wieder mal die Rechnung ohne den Wind gemacht. Gegen Mittag frischte dieser zu Sturmstärke aus und wie sollte es auch anders sein, natürlich kam er von vorn. Bergab und dann Gegenwind ist schon sehr frustrierend. Aber die Landschaft entschädigte für die Strapazen. Gegen 4 Uhr zog dann ein kräftiges Gewitter mit recht viel Regen auf so dass wir uns eine Unterkunft suchen wollten. Wir sprachen eine Frau in einem kleinen Ort an ob sie denn wüßte wo wir übernachten könnten. Nach einigem Überlegen sagte sie wir sollen ihr folgen. Wir gingen dann in ihr Zuhause das wie könnte es auch anders sein von einer Großfamilie bewohnt war. Wir bekamen ein Zimmer zugewiesen in dem wir unsere Isomatten und Schlafsäcke ausbreiteten. Abends wurden wir dann noch recht gut verköstigt. Am nächsten Tag dann die Fahrt bis Gulcha wo wir übernachteten da wir die restlichen 85 Kilometer bis Osh nicht mehr angehen wollten zumal es nochmals 600 Höhenmeter rauf ging. Leider regnete es am anderen Tag sehr heftig so dass wir kurzentschlossen ein vorbeifahrendes Marshrutka (ein hier sehr beliebtes Sammeltaxi, meist auf Basis des Mercedes Sprinter) anhielt das uns für umgerechnet etwa 6€ bis nach Osh mitnahm. Das war auch gut so denn der Regen wurde immer kräftiger und wir wären ordentlich nass geworden. In Osh ging es in ein kleines Hostel in dem auch einige Tourenradler (Alexis und Geil aus Frankreich, Sergio aus Spanien) übernachteten. So ging natürlich der Gesprächsstoff nicht aus. Die Beiden Franzosen bekamen noch Besuch von der Schwester mit Mann und ihren 1,5 jährigen Sohn mit denen sie zusammen einige Tage zusammen radeln (ja richtig auch der Sohn im Anhänger) wollten.

Am Samstag bestiegen wir den für die Moslems heiligen Berg: Suleiman Too. Interessant dabei war dass sehr viele schwangere Frauen auf den Berg stiegen wobei man immerhin 150 Höhenmeter erklimmen musste.

 

Blick auf Osh
Blick auf Osh


Kommentare: 1
  • #1

    Bernd (Dienstag, 22 Mai 2018 12:28)

    Wieder ein toller Reisebericht! Euer Durchhaltevermögen ist zu bewundern. Gern „verfolge“ ich Euch auf der weiteren Reise. LG, Bernd