Unsere Motorradtour in Nordvietnam

 

Nachdem wir in Hanoi angekommen waren unternahmen wir am ersten Tag gleich mal einen Umzug. Das Hotel das wir im Voraus gebucht hatten war doch nicht so angenehm. Wir fanden zwei Straßen weiter ein wirklich sehr nettes Hotel (Hotel Camellia 6) mit einem kleinen Balkon und zusätzlich ein drittes Bett für Karoline, die älteste Tochter von Silke die mit uns die nächsten Wochen verbringen wird. 

Wieder sind wir mitten in der Altstadt von Hanoi mit all seinem bunten Treiben, den wuseligen Einwohnern und natürlich Touristen und seinen Gerüchen. Schon bald haben wir unser Lieblingscaffee (Dong Caphe) gleich in der Nähe des Hotels gefunden.

 

Am Samstag war Silke verständlicherweise sehr aufgeregt. Karo kommt. Wir buchten ein Taxi vom Zentrum zum Flughafen und dieses sollte uns auch wieder zurückbringen. An diesem Wochenende war ausgerechnet auch noch der Nationalfeiertag (2. September) der Vietnamesen. Alles war auf den Beinen und leider unser Taxi mittendrin. Wir mussten fast eine Dreiviertel Stunde auf das Taxi warten und dann ging es durch den absolut dichtesten Verkehr in Richtung Flughafen. Aber alles nochmal gut gegangen. Gut dass Karo bei der Ausstellung des Visums aufgehalten wurde so konnten wir sie dann glücklich in Empfang nehmen und zurück zum Hotel fahren. Dort angekommen (es war mittlerweile schon 23 Uhr) gab es gleich mal ein Bier und dann stürzten wir uns noch in das quirlige Treiben rund um unser Hotel. Karo war verständlicherweise ganz schön geschafft, war sie doch seit mehr als 24 Stunden unterwegs aber sie ließ sich nichts anmerken. 

Am nächsten Tag ging es dann zu unserem Motorradvermieter, den wir die Tage vorher schon ausgekundschaftet hatten. Wir hatten uns für Style Motorbikes  entschieden. Sie machten auf uns den besten Eindruck und vor Allem ist der Besitzer Engländer was die Verständigung erheblich vereinfachte. Wir hatten uns für eine Honda CBF 125 entschieden. Und da stand sie nun, rot und nagelneu. Karo konnte es sich nicht verkneifen und drehte gleich mal eine Proberunde und kam strahlend wieder zurück: „So schön leicht, ganz im Gegensatz zu meiner Suzuki zu Hause“. Wir machte dann alles klar denn am nächsten Tag sollte es losgehen. Wir bekamen noch tolle Tipps für die nächsten Tage.

Am Montag dann ging es morgens mit unserem Gepäck zum Vermieter. Da standen dann gleich zwei nagelneue Hondas vor der Tür. Nachdem das Gepäck verstaut war ging es zuerst mal an die Tanke und dann raus aus Hanoi. Zum Glück fanden wir einigermaßen große und breite Straßen denn der Verkehr hier in Vietnam und insbesondere in Hanoi ist schon sehr sehr gewöhnungsbedürftig um nicht zu sagen chaotisch. Aber es ging recht gut voran. Nach etwa einer Stunde hatten wir den Moloch Hanoi hinter uns und die Straße wurde immer schmaler, bergiger und vor Allem kurviger, Motorradherz was willst du mehr. Wir verließen Hanoi in nordwestlicher Richtung immer der Bergen entgegen. Nach etwa 200 km war Schluß für heute und wir fanden auch gleich ein nettes Hotel.

 

 

 Am nächsten Tag verteilten wir das Gepäck  auf die Mopeds noch etwas um und los ging es wieder in Richtung Sa Pa wo wir dann auch langsam an die Strecken, die wir vier Monate zuvor mit den Rädern (LINK) befuhren kamen. Wir durften den höchsten Pass Vietnams dann zum zweiten Mal unter die Räder nehmen Dieses Mal war es doch wesentlich angenehmer mit Motorkraft auf die 2000 Meter zu fahren. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es regnete ganz schön kräftig als wir den Pass befuhren. Der Regen hörte zwar allmählich auf aber leider war die Sicht nicht ganz so berauschend. 

Dann am anderen Tag die Abfahrt von Sa Pa nach Lao Cai, 25 Kilometer nur den Berg hinab und 1500 Höhenmeter tiefer gelegen. Wir waren auf dem Weg nach Ha Giang. Dieses Mal ein wenig abweichend von unserer Radtour. Auf der Karte schaute alles recht gut aus aber schon nach wenigen Kilometern hinter Lao Cai fuhren wir auf einer recht üblen Schotterpiste die auch noch von einer großen Anzahl von LKW’s benutzt wurde. 10 Kilometer dieser Strecke hatten es ordentlich in sich. Staub, riesige Schlaglöcher und immer wieder LKW’s. Nach dieser Tortour sahen wir recht übel aus. Der Staub war überall, im Gesicht, in den Hosentaschen, in den Zähnen einfach überall. In Ha Giang hatten wir bei unserem ersten Besuch ein nettes Hotel gesehen das wir unbedingt anfahren wollten. Sie hatten auch noch jede Menge Platz und so bezogen wir gleich mal zwei dieser ‚Kojen‘ (siehe Bilder). Die Zimmer waren sehr klein aber es fehlte an nichts: Klima, Bad, Toilette, Dusche alles auf kleinstem Raum. Eine Woche zuvor hätten wir wohl hier nicht übernachten können. Der 'Lo River' war über die Ufer getreten und hatte die ganze Anlage einen Meter hoch überflutet. Seit einer Woche waren die Leute am Putzen und reparieren.

 

 

Ha Giang ist der Ausgangspunkt für die Fahrt zum Dong Van Karstplateau. Seit 2010 im "Global Geopark Network“ der UNESCO. Auch hier war die Fahrt mit dem Motorrad wesentlich angenehmer als zuvor mit den Rädern. Aber auch mit den Rädern hatte die komplette Tour ihre Reize. Jetzt mit den Motorrädern konnten wir uns an so manche Schweißperlen erinnern die wir auf unserer Radtour vergossen hatten. Dieses Mal wollten wir allerdings auch den ‚Flagpol‘ „mitnehmen“, den nördlichsten Punkt in Vietnam. Im Nachhinein war es richtig bei unserer ersten Tour nicht mehr dorthin zu fahren. Es waren doch noch recht viele Kilometer und auch Höhenmeter zu überwinden und wir hatten damals bereits die 2000 Höhenmeter mit dem Fahrrad geknackt. Man hat von dort oben einen 360° Rundumsicht auf Vietnam und eben auch China. Natürlich regnete es wieder bei der Weiterfahrt nach Dong Van aber wir kannten ja schon ein gutes Hotel von unserer ersten Tour in dem wir dann auch eincheckten.

 

 

Der nächste Tag versprach nichts gutes. Nebel war angesagt und wir sollten doch heute den Ma Pi Leng Pass mit seinen grandiosen Aussichten fahren. Aber auch bei diesem Wetter hatte der Pass so seine Reize wenn die Nebelschwaden über die Karstberge wabern. 

 

 

Das Ende dieser Tour mussten wir dann leider auch recht teuer „bezahlen". Wir wurden nämlich zum ersten Mal seit unserer Reise im Hotel beraubt. Dummerweise haben wir dies erst nach zwei Tagen bemerkt. Wir checkten in einem Hotel in Nguyen Binh ein nachdem wir schon mehrere Guesthäusern zuvor wegen „Sauberkeitsproblemen“ links liegen ließen. Nachdem wir geduscht hatten wollten wir noch kurz in die Stadt um etwa zu essen. Nachdem wir zurückkamen suchte ich noch meine Bauchtasche im Zimmer, konnte sie aber auf Anhieb nicht finden. Am nächsten Tag fanden wir die Tasche in Karos wasserdichtem Beutel, machten uns aber keine Gedanken darüber. Später, genau genommen nach zwei Tagen wollte ich Geld aus meiner Bauchtasche nehmen und stellte zum Erschrecken fest dass kein Geld mehr in der Tasche war. Im Nachhinein reimten wir uns so manches zusammen denn der Besitzer des Hotels war, nachdem wir vom Essen kamen nicht mehr aufzufinden. Auch bei der Abfahrt war er nicht zu sehen was wir natürlich nicht wussten ist dass er die Gelegenheit, als wir beim Essen waren nutzte und unsere Sachen durchwühlte und eben in meiner Bauchtasche das Geld fand und an sich nahm. So zumindest unsere Vermutung denn es passte alles gut zusammen. Im Nachhinein ist man eben immer schlauer und ich werde die Bauchtasche, zumindest wenn Geld drin ist nicht mehr aus den Augen lassen. Lehrgeld bezahlt

Nach der Übernachtung in Nguyen Binh ging es noch zu den Ban Gioc Wasserfällen. Dieser Wasserfall ist der weltweit viertgrößte auf der Grenze zwischen zwei Ländern. Man könnte praktisch nach China schwimmen. Der Besuch hat sich sehr gelohnt obwohl wir an diesem Tag einen ordentlichen Regenritt hinter uns gebracht hatten. Aber der Regen hier ist eigentlich „angenehm“ denn es ist immer recht warm.

 

 

Unser nächstes Ziel war dann der Ba Be Nationalpark wo wir dann auch den Diebstahl unseres Geldes feststellten. Wir waren verständlicherweise recht geknickt nachdem wir den Verlust von etwa 130€ bemerkten. Aber wie schon gesagt: Lehrgeld bezahlt. Wir fanden ein nettes Homestay wo wir auch lecker zu Abend aßen. Die nächsten Kilometer führen ziemlich ins Hinterland wo wir so schnell keinen Geldautomaten finden werden. In Anbetracht der netten Unterkunft beschlossen wir hier noch einen Tag zu verbringen. Während die beiden Damen die Gegend zu Fuß und mit dem Boot "unsicher" machten fuhr ich in die nächst größere Stadt zurück und besorgte uns wieder Geld vom Automaten. Hier in diesem Homestay bekamen wir übrigens das leckerste Essen unserer Vietnamreise.

Der vorletzte Tag unserer Mopedtour hatte es nochmal ganz ordentlich in sich. Zuerst noch wollten wir bei „unserem“ Polizisten, der uns 4 Monaten zuvor vor einer Überschwemmung (LINK) bewahrte einen Besuch abstatten. Leider war er nicht zu Hause aber wir konnten doch noch Bilder unseres damaligen Aufenthaltes bei ihm und ein paar kleine Präsente bei seiner Familie zurücklassen. Dann ging es weiter in Richtung Hanoi. Wir fuhren wie schon mit dem Rad in einem wunderschönen Tal entlang. Dort hatte der Regen tags zuvor für die übelsten Straßenverhältnisse auf unserer gesamten Motorradreise gesorgt. Überall waren die Bewohner damit beschäftig die Straßen von Erdrutschen zu befreien. Wo das noch nicht geschehen war mussten wir mit den Mopeds durch den Matsch fahren. Teilweise mussten wir mehrere 100 Meter durch Matsch und Geröll fahren. Entsprechend sahen wir und die Mopeds am Abend danach aus.

 

 

Am Mittwoch kamen wir dann gegen Nachmittag nach 10 wunderbaren Tagen im Norden von Vietnam beim Vermieter an. Dort schmeckte natürlich das Freibier besonders gut.

 

Fazit unserer Motorradtour

 

Wir waren von dieser Mopedtour absolut begeistert. Auch wenn wir die Landschaft und die Strecke schon teilweise kannten war es doch immer wieder ein tolles Erlebnis wenn wir uns an so manche Schweißtropfen, die wir auf der Strecke vergossen hatten erinnern konnten. Natürlich ging alles viel schneller und natürlich auch angenehmer weil motorisiert aber im Nachhinein möchten wir die Fahrt mit den Rädern hier wirklich nicht vermissen. Wenn wir gefragt werden was denn schöner war so müssen wir zugeben dass die Fahrt mit dem Motorrad natürlich auch angenehmer, weil nicht so schweißtreibend war. Aber mit dem Rad  geht alles viel langsamer und man hat mehr Zeit die Landschaft und Leute ringsherum zu genießen.

Dass wir hier ohne entsprechende Schutzkleidung Motorrad fuhren ist wirklich absolut entgegen unserer normalen Gepflogenheit mit dem Motorrad unterwegs zu sein. Als wir in Hanoi nach 1800 km wieder unbeschadet ankamen darüber haben wir uns natürlich schon gefreut. Wir fuhren zwar immer sehr zurückhaltend und auch nicht zu schnell (unser Schnitt lag übrigens mit ca 35 km/h nur etwa 2-3 mal so hoch wie mit dem Fahrrad) aber man hat wie immer nicht alles selbst in der Hand.

 

 

Hier noch ein paar Tipps für die Motorradfahrer unter unseren Lesern:

 

Wer sich einmal etwas Schönes sowohl vom Mopedfahren als auch vom Genießen von schöner Landschaft gönnen möchte der sollte unbedingt den „Northern Loop“ in Vietnam unter die Räder nehmen.

  • Motorradmiete

Wir können „unseren“ Vermieter „Stylmotorbikes"  in Hanoi sehr empfehlen. Die Leute machen einen recht vernünftigen Eindruck und vor Allem sprechen die Angestellten (der Vermieter ist Engländer) hervorragend englisch. Die Motorräder sind im guten bis sehr guten Zustand. Unsere beiden CBR 125 Honda’s waren absolut neu. Karos Motorrad hatte gerade mal 56 km auf dem Tacho. Bei der Unterbringung von Gepäck gibt es jede Menge „Befestigungsmaterial“ wobei wir allerdings auf die mitgebrachten Spannbänder nicht verzichten wollten. Wir haben für die Mopeds 15$ pro Tag bezahlt. Die Mopeds verbrauchten weniger als 2 Liter auf 100 Kilometer und sind was die Leistung angeht völlig ausreichend um bei den Straßenverhältnissen und den anderen Verkehrsteilnehmern gut "mitzuschwimmen". Übrigens kann man auch eine Tour in den Süden nach Hoh Chi Minh unternehmen und die Mopeds dort dann abgeben denn Stylmotorbikes hat dort ebenfalls eine Vermietungsstation. 

  • Was wir mitbringen würden:

Wir bekamen zwar Helme für die Fahrt würden aber von zu Hause entsprechende Schutzkleidung (Jacke, Handschuhe..) mitbringen. Auch einen Regenkombi (es muss ja kein gefütterter sein 😀  ) wäre angebracht. Wie schon vorher gesagt wollten wir auf unsere mitgebrachten Spannbänder nicht verzichten denn hier wird alles „nur“ mit Gummibändern festgetüddelt. Wer sich für "unsere" Tour interessiert dem können wir auf Anfrage (Kontakt) gerne die GPS-Daten schicken.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Volker Weidemann (Sonntag, 17 September 2017 08:50)

    Wieder eine toller Reisebericht wenn ich die Beschreibungen lese kann ich verstehen das dieses erkunden fremder Kulturen Euch fasziniert. Genießt weiterhin das angenehme und zahlt nicht zuviel "Lehrgeld"
    Gruß aus Roge Euer Volker

  • #2

    Waltrud + Bernd Meyer zur Heyde (Mittwoch, 20 September 2017 13:03)

    Liebe Silke und lieber Klaus,
    wieder ein toller Reisebericht. Bei Eurer Fahrradtour haben wir so manches Mal gedacht: Wie schaffen die das nur? Das war eine irre Leistung.
    Nun sind wir auf Euren Bildvortrag gespannt. Wir wünschen Euch noch schöne Tage, eine gute Rückreise und freuen uns auf ein Wiedersehen.
    Liebe Grüße von Waltrud und Bernd